Alaska mit der Holland America Line – Eine Reise zwischen Gletscherwelten und Großstadtflair

Mitte/Ende September, wenn ein Schleier aus Nebel und Regen über die Landschaft zieht und zeitgleich die Natur noch einmal in voller Pracht aufblüht, bevor der lange Winter beginnt, zeigt sich Alaska von einer beeindruckenden Seite. Es ist eine Zeit voller Kontraste: wild, rau und gleichzeitig still - in genau dieser Zeit durfte ich eine Reise erleben, die mich begeistert hat.

 

 

Seattle – Auftakt zwischen Moderne und Geschichte

Unsere Reise begann in Seattle, einer Stadt, die man leicht unterschätzt, die aber umso mehr fasziniert, wenn man ihr Zeit gibt. Zwischen Skyline, kreativer Energie und kultureller Vielfalt entfaltet sich ein eigener Charme. Klassiker wie die Space Needle, das Chihuly Garden and Glass Museum oder der Pike Place Market ziehen Besucher ebenso in ihren Bann wie die kleinen, weniger bekannten Viertel. In Chinatown spürt man pulsierendes Leben und Traditionen aus Fernost, während Africatown Geschichte, Identität und Gemeinschaft zeigt.

 

Ein besonderes Erlebnis war gleich nach der Landung war die Wein-Cruise auf dem Lake Washington.

Diese verbindet eine entspannte Bootsfahrt mit einer Verkostung regionaler Weine. Während das Schiff über den weitläufigen See gleitet, öffnet sich ein Panorama aus eleganten Villen am Ufer, den sanften Hügeln der Umgebung und – bei klarem Wetter – dem Blick auf die Cascade Mountains und den Mount Rainier. An Bord servieren Sommeliers oder lokale Winzer ausgewählte Weine aus Washington State, begleitet von kleinen Snacks und passenden Häppchen. Die Atmosphäre ist entspannt und gesellig: man sitzt auf dem Deck, genießt die frische Brise über dem Wasser und lernt zugleich die Vielfalt der Weine aus einer der bedeutendsten Weinregionen der USA kennen. Besonders am Abend, wenn die Sonne hinter Seattle untergeht und sich der Himmel über dem See färbt, entsteht eine fast unwirkliche Stimmung, die die Cruise zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.

Eine entspannte und wunderschöne Art, dem Jetlag zu entfliehen.

 

Übernachten in zwei Welten

Unsere Unterkünfte in Seattle spiegelten Seattles Vielseitigkeit wider. Wir haben in zwei sehr unterschiedlichen Hotels übernachten dürfen. The Lodge at St. Edward Park, ein liebevoll renoviertes ehemaliges Priesterheim mitten in einem großen Naturpark nördlich der Stadt, war ideal, um Ruhe zu finden und direkt ins Grüne zu starten – mit viel Charme, schönen Zimmern und tollen Wanderwegen direkt vor der Tür. Später wohnten wir im Westin Seattle, mitten in Downtown. Dort überzeugten die zentrale Lage, die kurzen Wege zu Pike Place Market und Waterfront sowie die fantastische Aussicht aus den oberen Stockwerken. So hatten wir einmal Natur und Erholung, einmal urbanes Leben im Herzen der Stadt – eine perfekte Kombination.

 

An Bord der MS Eurodam – Stilvolle Entschleunigung

An Bord der MS Eurodam empfing uns eine Atmosphäre zeitloser Eleganz. Keine grellen Lichter, kein Dauerbeschallung – einfach Ruhe, Stil und Aufmerksamkeit, ohne aufdringlich zu sein. Besonders beeindruckend war die Einbindung der Destination in die Reise selbst: Alaska wurde lebendig durch Vorträge, landestypische Spezialitäten und die engagierten Alaska-Scouts, die von Tierwelt, Traditionen und geologischen Besonderheiten erzählten.

 

Tipp für Genießer: Das Quench-Getränkepaket lohnt sich meiner Meinung nach sehr. Alle nicht-alkoholischen Getränke, frisch gepresste Säfte, Kaffeespezialitäten und alkoholfreie Cocktails sind inkludiert – ein kleiner Aufpreis, der sich definitiv lohnt.

 

Weniger empfehlenswert ist der Spa-Pass, der recht teuer ist und nur begrenzte Optionen bis auf den Thermal-Pool bietet. Allerdings gibt es kostenfreie Alternativen: der beheizte Außenpool mit Hot Pot ist großartig, ebenso eine kleine versteckte Sauna, die meist fast unbenutzt ist. Wer aufmerksam sucht, findet tolle Erholungsmöglichkeiten ganz ohne teuren Spa-Pass.

 

Mein Highlight vorab: Glacier Bay – Ein Naturerlebnis der Extraklasse

Die Einfahrt in die Glacier Bay veränderte die Stimmung an Bord. Die Gletscher, wie Lamplugh und Hopkins, ragen majestätisch aus dem Wasser, durchzogen von Blautönen und Rissen, die schwer zu beschreiben sind. Die Stille wird nur vom Krachen des kalbenden Eises unterbrochen – ein Moment, der Ehrfurcht weckt. Hier ist die Natur nicht nur Kulisse, sondern Hauptdarsteller. Auch die Tierwelt macht diesen Ort magisch: Im Wasser tauchen Seeotter und Robben auf, mit Glück zeigen sich Buckelwale. Über den Hängen kreisen Weißkopfseeadler, und die Stille wird nur vom Rauschen des Windes und den Geräuschen der Natur unterbrochen.

Übrigens: Nicht jede Reederei darf Glacier Bay überhaupt anlaufen – die Zahl der Schiffe ist streng limitiert, um die Natur zu schützen.

 

Haltpunkte / Häfen:

Juneau beeindruckte mit dem Mendenhall-Gletscher, einem Naturhighlight, das sich bequem und kostengünstig per geteiltem Taxi oder sogar mit öffentlichen Bussen erreichen lässt. Die Wanderwege rund um den Gletscher führen mitten durch unberührte Natur, vorbei an Wasserfällen, üppigen Wäldern und Aussichtspunkten, die atemberaubende Fotomotive bieten. Für alle, die Natur und Bewegung lieben, ist dies ein perfekter Einstieg in die Wildnis Alaskas.

 

Icy Strait Point / Hoonah verströmt Authentizität und Ruhe. Neben der Begegnung mit Orcas, die unvergesslich war, lohnt sich ein Spaziergang entlang des Küstenwanderwegs, von dem aus man majestätische Seeadler über dem Wasser kreisen sieht. Der Ort vermittelt ein Gefühl von echter Abgeschiedenheit und intakter Natur.

 

Sitka ist ebenfalls ein faszinierender Ort, an dem russische Geschichte, indigene Kultur und amerikanische Wildnis aufeinandertreffen. Besonders empfehlenswert sind die Fortress of the Bear, eine Auffangstation für verwaiste Braunbären, und eine Bootstour zum Whale Watching. Wir hatten das Glück, trotz des Dauerregens, eine ganze Walfamilie zu beobachten und fast zeitgleich auch Bärenfamilien an den Ufern zu entdecken – ein Erlebnis, das einem die Nähe und Bedeutung der Tierwelt Alaskas eindrucksvoll vor Augen führt.

 

Ketchikan besticht durch sein maritimes Flair, farbenfrohe Holzhäuser und die charmante Altstadt. Besonders beeindruckend war die Kajaktour zur Tatoosh Island: Nach einer rasanten Fahrt über offenes Wasser paddelt man durch stille Buchten, begegnet Seehunden, Möwen und Seesternen und spürt die Kraft und Ruhe der Natur hautnah. Für Naturliebhaber und Aktivurlauber gleichermaßen ein Höhepunkt.

 

Victoria rundete die Reise auf besonders stimmungsvolle Weise ab. Die kanadische Hafenstadt verzaubert mit engen, gepflasterten Gassen, viktorianischen Häusern und blühenden Gärten, deren Duft sich mit dem von frisch gebrautem Ale in den gemütlichen Pubs mischt. Spaziergänge entlang der Uferpromenade laden zum Verweilen ein, während der Sonnenuntergang die Skyline in warmes Licht taucht. Victoria verbindet historischen Charme mit entspanntem Lebensgefühl und ist ein idealer Abschluss einer abwechslungsreichen Reise.

 

Tipps für künftige Entdecker

Die beste Reisezeit hängt vom Fokus ab: Ende September für ruhige, stimmungsvolle Fahrten, Juli & August für meist deutlich mehr Sonne, bessere Tierbeobachtungen und weniger Regen.

Das Zwiebelprinzip bei der Kleidung ist ein Muss – wetterfeste Schuhe, Regenhose, Mütze und Handschuhe gehören zudem unbedingt ins Gepäck.

Alaska zeigt, dass wahrer Luxus nicht immer laut sein muss. Manchmal ist er leise, eiskalt und strahlend blau – und genau das macht die Region so faszinierend.

Nun kann ich verstehen, warum es das Ehepaar Liersch einmal im Jahr in diese schöne Ecke „verschlägt“.

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