Vor wenigen Tagen schrieb mir noch eine Freundin, die in Seattle wohnt: "Wenn du mit deiner Gruppe kommst, lass vorsichtshalber von deiner Agentur schon mal Atemmasken organisieren, denn die Waldbrände in British Columbia sorgen hier für ganz schön viel Rauch." Das klang allerdings dramatischer, als es dann Gott sei Dank letztendlich war. Kurz vor Abflug gibt unsere Agentur Entwarnung, und somit steht einer ungetrübten Reise nichts mehr im Wege.
Nach einem angenehmen 9 Stunden Direktflug ab Frankfurt, liegt die Stadt dann im hellsten Sonnenschein unter uns und sogar Mount Rainier ist in der Ferne zu sehen. Die Einreise bei den amerikanischen Behörden gestaltet sich als recht flott und problemlos. Ursula, unsere Reiseleiterin für die nächsten drei Tage, erwartet uns auch schon mit Ihrem Schild: M'OCEAN Reisen, MS Amsterdam" am Flughafen. Ursula lebt schon seit zwanzig Jahren in Seattle und ist damals von Hamburg in die USA ausgewandert. Unsere Hamburger Gäste werden daher auch mit einem stilechten "Hummel, Hummel!" begrüßt. Da fühlt man sich doch gleich heimisch!
Es ist noch zu früh um im Hotel einzuchecken, daher machen wir uns erst einmal auf eine Stadtrundfahrt auf. Die Skyline von Seattle liegt nun vor uns und ergibt ein wunderschönes Bild. Prägend sind dabei die recht markanten Hochhäuser sowie das Riesenrad unten in Hafennähe. Wir durchfahren Downtown und halten für einen längeren Spaziergang in der Nähe von Pikes Place mit seinem berühmten Markt. Hier sehen wir das Ritual der "fliegenden Fische", die vor allem die Fischstände zu einem Anziehungsunkt für Touristen aber auch Einheimische machen. Natürlich sehen wir dabei auch unsere ersten Lachse - allerdings hier noch auf Eis liegend und auf ihre Käufer wartend.
Schräg gegenüber von Pikes Market gibt es eine weitere Attraktion: Das allererste Starbucks Cafe überhaupt. Dies ist vor allem ein Anziehungspunkt für junge Menschen, die geduldig in langen Schlangen stehend warten, um sich einen "original" Kaffee speziell aus diesem Laden zu gönnen. Anderen reicht es, wenn sie ihr obligatorisches Selfie davor machen.
Entlang des Wassers führt uns unsere Fahrt weiter zum Pioneer Square. Heute ist es besonders lebhaft dort, da die Mannschaft der Seattle Seahawks ein Heimspiel hat und tausende von grün gekleideten Fans auf ihrem Weg ins nahegelegenen Stadion sind. Ansonsten ist diese Viertel etwas ruhiger und zeigt uns etwa einhundert Jahre alte Backsteinhäuser, die das Ganze in den USA schon zu eine Historical District machen - so unterschiedlich kann Historie sein. Ein spezielles Haus allerdings ist noch einen Besuch wert, nämlich das um die Ecke gelegene Klondike Museum. Hier wird uns eindrücklich die Geschichte des Goldrauschs dargestellt und wer möchte, kann auf einer fein austarierten Waage sein Gewicht in Gold zum tagesaktuellen Preis aufwiegen lassen. An diesem Tag bin ich 3.674.849,12 US$ wert - viel zu billig! ;-)
Die letzte Station unserer Tour ist das Wahrzeichen Seattles: die Space Needle. Dieser zur Weltausstellung von 1946 gebaute Turm hat sein Vorbild im Stuttgarter Funkturm. Wer hätte das gewusst? Da die damalige Weltausstellung jedoch den "Verkehr im 21. Jahrhundert" zum Thema hatte, wagte man sich mit dem Design des Turms durchaus in die Zukunft und gestaltete den oberen Teil wie ein UFO. Das gleich nebenan gelegene Jimmy Hendricks Museum "MOPOP" ist ebenfalls recht futuristisch gestaltet und beide Bauwerke bieten zusammen nun außergewöhnliche Fotomotive.
Unsere Hotelzimmer stehen schon bereit, und so checken wir ein und genießen den Rest des Tages in Seattle - jeder auf seine Art.
Um 9 Uhr holt uns Ursula mit dem Bus ab und wir fahren heute Richtung Süden zum Mount Rainer Nationalpark.
Auf der Hinfahrt regnet es etwas. Aber meine Regenhose soll heute noch nicht zum Einsatz kommen, denn nach etwa der halben Strecke wird es heller am Horizont und die Sonne dringt immer öfter zwischen den Wolken hervor.
Kurz vor der Einfahrt in den Park machen wir noch Halt in einem kleinen Ort - technische Pause.
Doch dieser Stopp hat durchaus noch einen weiteren Grund, denn in dem kleinen Cafe des Ortes gibt es die wahrscheinlich süßesten und ungesundesten Zimt-Kuchenstückchen überhaupt - aber auch die leckersten. Zwei Personen könnten sich dabei ruhig eines teilen - mehr geht ohnehin nicht, ohne dass man gleich platzt....
Ursula kauft die Tickets für uns am Parkeingang und ab dort fahren wir auf einer leicht aber ständig ansteigenden Straße durch den dichten Nadelwald immer weiter hinauf bis auf über 1.500 Meter.
In einem solchen Park wird nur sehr vorsichtig von Menschenhand in die Natur eingegriffen, was man später zum Beispiel an dem ein oder anderen umgestürzten Baumstamm sehen kann, der scheinbar nutzlos in der Gegend herumliegt, dabei jedoch die Grundlage für andere Pflanzen und deren Wachstum bildet.
Wir halten an einem Punkt, von dem aus man einen Blick auf den unter uns fließenden Paradise River werfen kann - theoretisch. Entweder sind wir nicht weit genug gelaufen, oder die Bäume hier haben inzwischen den freien Blick verstellt. Nationalpark eben. Trotzdem haben wir einen schönen Spaziergang hinter uns. Glitzernde und grün schimmernde Steine wurden entdeckt, seltene Pflanzen bewundert, und unser jüngster Reiseteilnehmer (Julius, 13 Jahre alt) nahm sich ausgiebig Zeit um eine Entenfamilie zu fotografieren. Diese Zeit konnte dann aber von ihm durch einen längeren Spurt locker wieder aufgeholt werden.
Die Narada Wasserfälle bieten die nächste Gelegenheit, sich die Beine zu vertreten. Es geht vom Parkplatz über einen Waldweg hinunter zu einer Aussichtsplattform, von der aus man die herabfallenden Wassermassen gut beobachten kann. Da die Sonne nun fast konstant scheint, bildet sich über dem Fluss sogar ein Regenbogen. Das ideale Fotomotiv.
Und auch bei dieser kleinen Exkursion konnte wieder ein besonderer Fund vermeldet werden: gelbe Brombeeren, oder wie uns Ursula auf Englisch erläutert: Salmon Berries - Lachsbeeren, natürlich essbar und richtig süß.
Unser Ziel "Paradise Point" taucht auf. Anscheinend ein sehr beliebter Ort, denn die Parkplätze direkt am Besucherzentrum sind alle belegt. Unsere Busfahrerin Lauren lässt uns dennoch dort aussteigen und sucht sich eine Stellmöglichkeit etwas außerhalb. Nun haben wir ausreichend Zeit zu vielfältigen Aktivitäten: Wandern, Spazierengehen, das interessante Museum besuchen, im nebenan gelegenen Traditionshotel "Paradise Inn" die guten alten Zeiten wieder aufleben lassen, einen Mittagssnack zu uns zu nehmen, oder einfach nur dasitzen und das Panorama des umliegenden Tatoosh Gebirges zu genießen. Mount Rainier allerdings verhüllt sich vornehm in Wolken.
Diejenigen, die sich fürs Wandern entschieden haben, erwarteten hervorragend ausgebaute Wege durch eine traumhafte Natur mit dichten Wäldern, blühenden Blumenwiesen und ....
Uns bieten sich vor allem zwei Strecken an, die mit 1,1 und 1,3 Meilen relativ moderat sind. Der längere von beiden führt zu einen Aussichtspunkt, der einen Blick auf den Nisqually Gletscher freigeben sollte - wenn da nicht die tief hängenden Wolken im Tal wären. Das ist uns aber relativ egal, denn hier gilt, wie so oft: Der Weg ist das Ziel.
Die Lungen voll mit frischer und gesunder Bergluft, machen wir uns auf den Rückweg zum Bus und nehmen Abschied vom Paradise Point, der seinen Namen vor über 100 Jahren vom Ausruf einer Lady erhielt, die ganz verzückt von der Natur hier oben meinte: "Hier ist es wie im Paradies!"
Ursula und unsere Fahrerin schlagen einen anderen Weg zurück nach Seattle vor, der uns die Gelegenheit zu einem weiteren und neuen Stopp unterwegs bieten soll, nämlich am Box Canyon. Nach einem kurzen Spaziergang sieht die Landschaft dort aus wie eine Mischung aus Allgäu und Südtirol - grüne Wiesenhügel und umliegende Berge. Apropos Berg: In einer Wolkenlücke zeigt er sich endlich mal, der dem Park seinen Namen gegeben hat, Mount Rainier. Zumindest in einem Ausschnitt, aber es scheint ihn also wirklich zu geben.
Nach der landschaftlich reizvollen Umfahrung eines kilometerlangen Staus - danke Lauren! - kommen wir wieder in unserem Hotel an und haben den Rest des Abends frei.
Die kurze Fahrt zum Hafen beginnt heute mit einer leichten Verspätung. Die Fahrerin (natürlich nicht Lauren!) hat zuerst das falsche Hotel angesteuert. Nachdem sie dann vorgefahren ist, verschwindet unser Gepäck unter tatkräftiger Mithilfe vieler starker Männer ganz schnell Im Stauraum und so kann es doch fast pünktlich wie geplant losgehen.
Das Kreuzfahrt-Terminal ist noch ziemlich menschenleer. Wir sind mit die ersten Passagiere dort und so geht das oftmals mit lange in Schlangen stehen verbundene Check-In recht zügig vonstatten. Die meisten von uns gehen zunächst einmal zum Mittagessen ins Lido Restaurant und testen die gute Küche dort. Da die Kabinen erst ab etwa 15 Uhr bezugsfertig sind, bleibt anschließend noch genügend Zeit für einen ersten Rundgang übers Schiff.
Das Zentrum der MS Amsterdam bildet ein dreistöckiges Atrium, in dessen Mitte eine über alle drei Decks reichende, kunstvoll verzierte astronomische Uhr steht. Dieses Wunderwerk der Technik hat vier Seiten.
Die erste zeigt wiederum auf vier Zifferblättern die Ortszeit, das Datum, die Position der Sonne sowie die Mondphase an.
Die zweite Seite ist quasi ein Planetarium und stellt die Positionen der Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn um die herum Sonne dar. Die übrigen Planeten, die nur mit einem Teleskop beobachtet werden können, wurden hier nicht berücksichtigt.
Die dritte Seite ist in 24 Segmente eingeteilt und zeigt die Weltzeit am Beispiel von 24 Hauptstädten rund um die Erde an.
Die vierte Seite ist etwas für Astronomie-Begeisterte und stellt die Konstellation der Sterne über Amsterdam in Echtzeit dar.
Auf der Spitze der Uhr thront ein Modell vom Lauf der Erde in 12 Monaten um die Sonne sowie des Mondes um die Erde in einem Monat.
Darüber hinaus wurde an der Decke noch eine Darstellung der 12 Sternzeichen in einer wunderschönen blauen Kuppel aufgehängt.
Zu guter Letzt spielt eine eingebaute Spieluhr mit Hilfe von Glocken zu jeder vollen Stunde eine andere Melodie.
Wie gesagt, ein Wunderwerk der Technik und absolut beeindruckend.
Auf Deck 4 und 5 verteilen sich die ganzen öffentlichen Räumlichkeiten. Angefangen vom Hauptrestaurant "La Fontaine" im Heck, über das Spezialitätenrestaurant "Pinackle Grill", dem Casino, den Geschäften und vielfältigen Bars, bis hin zum über zwei Decks reichenden Theater im Bug ist alles da, was das Herz begehrt. Den Einrichtungsstil würde ich dabei als durchaus klassisch elegant beschreiben. Manchmal etwas plüschig, aber immer stilvoll. An vielen Stellen auf dem Schiff findet man auch eher unauffällig integrierte Antiquitäten. Hier ein kunstvoll geschnitzter Schrank der italienischen Schule aus dem 17. Jahrhundert, dort ein paar Figuren aus der holländischen Kolonialzeit in Indonesien stammend.
Das Lido Deck auf Deck 8 kann gleich mit zwei großen Pools aufwarten. Der erste kann mit einem Glasdach geschlossen werden, und ist somit unabhängig von der Witterung nutzbar. Der zweite befindet sich im Heck und ist mit dem teilweise überdachten Bereich des Lido Restaurants verbunden. In diesem Restaurant bedient man sich morgens, mittags und abends vom Buffet mit unterschiedlichen und wechselnden Leckereien. Hier werden auch Themenabende, zum Beispiel mit Alaskanischen Spezialitäten angeboten.
Alles in allem ist es ein sehr gemütliches und überschaubares Schiff, auf dem wir uns die nächsten 14 Tage sehr wohlfühlen werden.
Alaskas first City, Lachshauptstadt der Welt oder auch Regenhauptstadt Alaskas. Zunächst scheint sie letzterem Titel gerecht zu werden, doch als wir pünktlich zu unserem Ausflug aufbrechen, hört es doch tatsächlich auf zu regnen.
Heute wollen wir versuchen, ein paar Bären in freier Wildbahn zu erleben. Dazu fährt uns unser Busfahrer zunächst entlang der Küste Richtung Süden, vorbei an den bunten Häusern der Creek Street und einem Supermarkt, der durch den nächtlichen Einbruch eines Schwarzbären berühmt wurde. Der hat sich nämlich mit Lebensmitteln im Wert von über 3.000 Dollar den Bauch vollgeschlagen - und ist dann unerkannt entkommen. Generell weist Ketchikan eine sehr hohe Bärenpopulation auf, nämlich etwa doppelt so viele wie Einwohner! Bei 18.000 Einwohnern kann sich jeder ausrechnen, dass die Chance auf einen Schwarzbären zu treffen durchaus groß ist.
Wir möchten ihnen aber lieber in sicherem Abstand begegnen, und so fahren wir zum Naturschutzgebiet von Herrings Cove. Dort leben und arbeiten viele junge Menschen, die sich dem Schutz der Bären verschrieben haben. Zwei mutige junge Damen empfangen uns am Parkeingang und erläutern uns erste Sicherheitsregeln. Anschließend durchqueren wir auf höher gelegten Holzstegen den Wald. Es wird spannend!
Und wir haben Glück, denn ein riesen Exemplar liegt schon kurz darauf anscheinend schlafend im Unterholz in der Nähe eine kleinen Flusses. Jaz, eine von unseren beiden Guides, erklärt uns, dass diese Bärin wohl erst vor kurzem ziemlich viel Lachs gefressen haben muss, denn sie liegt nun in einer Art Fresskoma.
Doch wenig später taucht schon der zweite Bär unter einer Brücke auf, wo er seinen eben gefangenen Lachs genüsslich verspeist. Unter der Brücke deshalb, weil dort sein Fang sicher vor den Möwen und Krähen ist, den sie ihm unter offenen Himmel streitig machen würden.
Da kommt ein Anruf über das Walkie-Talkie: ein dritter Bär ist gesichtet worden, und zwar weiter unten in der Nähe der Fischaufzuchtstation. Also schnell aber dennoch vorsichtig hinunter laufen, um sich diesen Kameraden mal anzuschauen. Der trollt sich über eine Wiese, und nachdem er nur den Rest einer letzten Mahlzeit dort gefunden hat, schnappt er sich diesen und verschwindet damit im Wald. Also zurück zu Bär Nummer 1, der in der Zwischenzeit wach und aktiv wurde. Und da kommt auch schon Bär Nummer 4. Dieser ist deutlich von den anderen zu unterscheiden, denn ein Großteil seines hinteren Fells ist bräunlich gefärbt. Wir folgen ihm noch etwas auf seinem Weg hinunter durch den Fluss und machen uns dann auf Richtung Ausgang.
Dort warten allerdings noch zwei interessante Dinge auf uns. Zum einen sehen wir einen von den Ureinwohnern Alaskas, First Nations genannt, abstammenden alten Mann, der nun schon seit Jahren aus dem Stamm einer Rot-Zeder einen Totempfahl schnitzt. Totempfähle erzählen Geschichten. Dieser hier vom Riesen Kajoosh, der in einem Wald lebte und Kindern, die sich dorthin verlaufen hatten, das Blut aussaugte. Nachdem er daraufhin gefangen und getötet wurde, wurde sein Körper verbrannt. Aus dessen Asche stiegen tausende von Moskitos auf und so lebt er in anderer Form noch heute weiter. Gruselig, oder?
Majestätisch geht es dagegen im nächsten Gebäude weiter, denn dort sitzt ein ausgewachsener Weißkopfseeadler auf der Hand einer Pflegerin und lässt sich von uns bestaunen. Sitka, so sein Name, wurde flugunfähig aufgefunden, denn er hatte durch einen Unfall seinen Flügel gebrochen. Da ebenfalls seine rechte hintere Kralle fehlte, wäre er in der freien Natur nicht mehr überlebensfähig und darf nun im Greifvogelzentrum seinen Lebensabend verbringen.
Zu guter Letzt darf sich Julius noch über ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk freuen, ein aus einem Nagel geschmiedetes Fahrtenmesser mit lebenslanger Garantie. Strahlende Augen sind garantiert. Das Messer wird bei der Rückkehr aufs Schiff von der Security erst einmal sicher verwahrt, doch nach dem Ende der Kreuzfahrt bekommt er es natürlich wieder.
Nach einer Mittagspause treffen wir uns nochmal zu einem Bummel durch die Stadt, der uns über die Creek Street mit ihren alten Holzhäusern ein kurzes Stück hinauf zu einer Lachstreppe führt. Dort sehen wir viele Lachse, die den beschwerlichen Weg über eine große Stromschnelle bereits geschafft haben, und nun in einem ruhigeren Teil des Flusses Kraft sammeln um den nächsten Abschnitt auf ihrer langen Reise zurück zu ihren Laichgründen zu bewältigen. Viel Glück!
Natürlich schaffen diesen Weg nicht alle Lachse, denn viele von ihnen werden Beute von Seelöwen, Greifvögeln, Bären - und Menschen. Die geräucherte Variante unterschiedlicher Lachsarten kann später im Ort in mehreren Läden als beliebtes Mitbringsel für zuhause erworben werden.
Als Krönung des Tages machen wir noch einen Stopp in einem Gebäude, in dem es kostenfreies WLAN gibt, so dass jeder mit seinen Liebsten zuhause in Kontakt treten oder aber die aktuellsten Börsenkurse abrufen kann. Herz, was willst du mehr!
Für heute haben wir uns etwas ganz Besonderes vorgenommen, den Flug mit einem Wasserflugzeug zur Taku Glacier Lodge. Dazu müssen wir allerdings früh aufstehen, denn der erste Flug am Morgen ist in der Regel der schönste. Am Terminal werden wir schon erwartet und nach kleinen Formalitäten, wie der Abfrage unseres Lebendgewichts (vor oder nach der Kreuzfahrt? ;-) geht es auch schon los. Wir starten auf dem Taku River und schnell geht es hinauf über üppig grüne Nadelwälder und tiefe Fjorde. Auf unserem etwa 30-minütigem Flug überqueren wir insgesamt fünf Gletscher, von denen der Taku Gletscher der größte ist. Auch wenn er später von der Lodge aus schon recht imposant aussieht, so sind dessen Ausmaße erst vom Flugzeug aus so richtig zu begreifen. Alle Gletscher sind sie jedoch wiederum Teil des noch größeren Juneau Ice Fields, das zusammen mit den umgebenden Bergen von Juneau dafür sorgt, dass die Hauptstadt Alaskas nicht auf dem Landweg, sondern ausschließlich mit dem Flugzeug oder dem Schiff zu erreichen ist.
Nach einer kaum wahrnehmbaren Landung und einem kurzen Fußweg zur Lodge werden wir gleich von den beiden Hunden des Besitzers freundlich begrüßt. Im Grill brennt schon das Feuer und lässt auf kulinarische Höhepunkte hoffen. Wir erkunden zuerst die Umgebung und laufen zu einem kleinen Wasserfall. Dorthin geht es durch einen richtigen Märchenwald, dessen Bäume über und über mit Moosen und Farnen bewachsen sind. Große Pilze und unterschiedliche Beeren wachsen links und rechts des Weges. Die Luft könnte reiner nicht sein und wird tief eingeatmet. So ist unser Spaziergang auch ein kleines Fest für die Sinne. Fehlt nur noch der Geschmackssinn, und da tönt aus der Ferne auch schon eine Glocke: Zeit zum Mittagessen!
Es erwarten uns frisch gegrillter Lachs (morgens gefangen, mittags auf dem Tisch), Rentierwürste, gebackene Bohnen und Apfelkompott. Ja, das schmeckt! Und wie!
Anschließend muss ein Verdauungsspaziergang her. Die Hunde und unser Guide Kyle erwarten uns schon. Er im T-Shirt und wir in Funktionskleidung und Regenjacken. Er sei an das Klima hier gewöhnt, sagt er. Also gut. Wir laufen entlang des Wassers und werfen einen Blick auf den Taku Gletscher rechts von uns. Er liegt in ca. 2 Kilometer Entfernung und ist bis zu 1,8 Kilometer dick - unglaublich, was für eine Eismasse! Auf dem Feld links von uns stehen viele Cranberry Sträucher voll mit Beeren. Die sind auch der Grund dafür, dass es hier so viele Bären gibt, denn die mögen sie ganz besonders. Bären sind im Allgemeinen ja Pflanzenfresser, und daher müssen wir uns bei einer eventuellen Begegnung auch keine Sorgen machen. Hauptsache, wir überraschen keinen von ihnen, denn das mögen sie gar nicht.
Wir erfahren viel über die unterschiedlichen Baum- und Moosarten, sehen große Pilze und auch eine alaskanische Wildpflanze, die mit dem Ginseng verwandt ist und wunderschön rote Beeren hat. Diese sind allerdings nur für medizinische Zwecke zu gebrauchen. Zurück an der Lodge haben wir noch etwas Freizeit, bevor uns unser Wasserflugzeug wieder zurück nach Juneau bringt.
Nach dem Mittagessen brechen wir nochmal zu einer Tour zum Mendenhall Gletscher auf. Den Hinweg legen wir mit dem Bus (2,- USD p.P.) zurück, obwohl wir von der Haltestelle noch etwa 3 Kilometer zu Fuß zurücklegen müssen - und das bei Regen. Doch es ist gar nicht so kalt und da hinten Richtung Gletscher wird der Himmel auch schon heller. Also alles gut und der Anblick des Gletschers versöhnt uns vollends. Eine kleine Schwierigkeit gibt es allerdings noch: der direkte Fußweg dorthin ist teilweise überschwemmt. Die meistens von uns wagen die Strecke aber und überwinden zwei etwa knöcheltiefe Wasserlachen mit Bravour. Besonders interessant sind dabei die unterschiedlichen Techniken zur Vermeidung nasser Füße zu sehen. Ein Riesenspaß!
Der große Wasserfall vor dem Gletscher führt dieses Jahr besonders viel Wasser und versperrt uns den weiteren Zugang auf eine Sandbank, die uns noch näher heran bringen könnte. Doch auch von unserem Standpunkt aus ist der Anblick durchaus imposant. Und da die Sonne nun auch prächtig auf uns herunter scheint, bieten sich uns wunderbare Fotomotive mit Gletscher und Wasserfall als Hintergrund an.
Für den Rückweg hatten wir schon im Vorfeld ein paar Taxis geordert, die uns nach unserer Tour auf direktem Weg zurück zum Schiff und zu unseren trockenen Schuhen bringen.
Am Pier von Icy Strait Point darf immer nur ein Schiff anlegen, sehr angenehm. Und so gehört der Hafen nur "uns".
Wir wollen gemeinsam nach Hoonah laufen, einem Ort, in dem überwiegend Nachfahren der Tlingit, der Ureinwohner Alaskas, leben. Man könnte die knapp 3 Kilometer auch mit dem Shuttlebus zurücklegen (5,- USD hin und rück), muss man aber nicht. Denn dieser entspannte Weg entlang der kaum befahrenen Straße birgt einige Überraschungen für uns: Zunächst sind da die vielen Weißkopfseeadler zu nennen, die mit ihren weißen Köpfen in den grünen Bäumen gut sichtbar sind. Allerdings muss man schon etwas nach ihnen Ausschau halten. Und wenn dann einer von ihnen noch mit einem Fisch als Beute in den Krallen über unsere Köpfe hinweg fliegt, dann ist das Glück vollkommen. Wenig später macht ein Buckelwal in der Bucht durch lautes Blasen auf sich aufmerksam. Es ist immer wieder ein schönes Schauspiel, ihn so dahingleiten zu sehen. Und da wäre noch der kleine Friedhof zu nennen, der sich kurz vor Hoonah befindet und mit seinen alten, moosbewachsenen Engelsfiguren ein schönes Bild abgibt.
Last, but not least hat Hoonah noch einen Adlerhorst mitten im Dorf vorzuzeigen, in dem schon fast erwachsene Weißkopfseeadler wohl in den nächsten Tagen ihr Nest verlassen werden. Ihr Gefieder ist im ersten Jahr allerdings noch durchgängig braun gefärbt, so dass man sie leicht mit zum Beispiel einem Steinadler verwechseln könnte.
Das Cafè, in dem ich das letzte Mal noch eingekehrt bin, ist allerdings leider inzwischen einem Souvenirshop gewichen, so dass wir unseren Kaffee dann eben auf dem Schiff oder im Cafè am Hafen zu uns nehmen müssen. In letzterem gibt es übrigens auch kostenfreies WLAN für eine Stunde.
Holland America Line ist eine der wenigen Reedereien, die den Hafen der größten Stadt Alaskas überhaupt anläuft. die meisten fahren den südlicher gelegenen Hafen Seward an. Anchorage hat über 300.000 Einwohner und ist eine "booming city". Die Grundstückspreise erhöhen sich von Jahr zu Jahr drastisch, und so muss sich Stadt Richtung Süden in Richtung der Berge ausdehnen, da sie an den anderen Seiten vom Meer umgeben ist. Die steigenden Preise sind sicher auch der Ölindustrie zuzuschreiben, die hier ihren Hauptsitz für Alaska hat. Auch wenn es hier sicherlich einige interessante Museen gibt, so ist die Stadt selbst nicht so liebenswert. Für alle Shopping-Begeisterten hält sie allerdings ein großes Einkaufszentrum in der 5th Avenue bereit, und da in Anchorage selbst auch keine Mehrwertsteuer anfällt, ist das Einkaufen dort natürlich attraktiv.
Wir haben allerdings anderes vor und begeben uns mit dem Bus auf eine zweieinhalbstündige Fahrt Richtung Seward. Unser Fahrer heute heißt "Fighter" - ein Mann wie ein Bär! Etwa 2 m groß, sehr kräftig, mit riesen Händen und einer eindringlichen Stimme. Allerdings stellt sich Fighter trotz seiner Statur und des etwas abschreckenden Namens als absolut ungefährlich und überaus kompetent heraus, denn er lebt seit knapp 30 Jahren hier oben und hat auch bereits als Lehrer viele Schüler mit seinem Wissen - damals allerdings in Mathematik - beeindruckt. Er fährt uns also heute zur Kenai Halbinsel und versorgt uns unterwegs mit wichtigen Informationen zu Land und Leuten. Die Fahrt in Richtung Süden kann allerdings nur auf einer einzigen Straße erfolgen, denn die geographische Lage von Anchorage lässt keine Alternativen zu. Gott sei Dank ist heute Montag, denn am Wochenende ist die Strecke durch die vielen Ausflügler oft heillos überlastet. Ein Brückenbau, der die weiträumige Umfahrung der Bucht um vieles abkürzen würde, scheiterte bisher am sandigen Untergrund und den damit verbundenen horrenden Kosten. Außerdem protestierten die etwa 250 Einwohner des Dorfes gegenüber der Bucht ebenfalls gegen den Brückenbau, denn dieser würde die Idylle dieser Siedlung für Aussteiger und Lebenskünstler massiv stören. Also wird wohl die zeitraubende Umfahrung wohl noch eine Zeitlang so bleiben.
Wir passieren ein riesengroßes Vogelschutzgebiet zu unserer Linken, in dem etwa 1.000 Vogelarten heimisch sind. Ein wahres Mekka für alle Ornithologen. Wir sehen viele Männer in langen Gummihosen, die sich in Flüssen stehend dem Vergnügen der Fliegenfischerei hingeben. Es geht auch vorbei an Beluga Point, einer Landzunge, von der aus früher Jagd auf die weißen Wale gemacht wurde, die durch die Bucht schwammen. Heute hier allerdings noch Beluga Wale anzutreffen, kommt wohl eher einem Sechser im Lotto gleich.
Da, auf unserer rechten Seite Büffel! Sie stehen friedlich grasend auf einer Wiese und wir erfahren von Fighter, dass sie Teil eines Wildreservates sind, in dem auch noch andere einheimische Tiere leben und zu Forschungszwecken beobachtet werden. Vielleicht könnten wir nächstes Jahr hier sogar noch einen Stopp einplanen - mal schauen...
In Seward angekommen, besteigen wir einen Katamaran, der uns in den vorgelagerten Kenai Fjord Nationalpark bringt. Und diese Fahrt wird uns wirklich noch lange im Gedächtnis bleiben, denn in diesen sechs Stunden lernen wir ein anderes Alaska kennen. Eines der engen Fjorde mit Höhlen und bizarren Felsformationen. Eines mit einem springenden Wal, der allerdings so plötzlich vor uns auftaucht, dass wir gar nicht so schnell die Kameras hochreißen können um dieses Schauspiel auch auf der SD-Karte festzuhalten. Eines mit einem ganz gemütlichen Vertreter seiner Art, dessen riesiger Kopf vor uns auftaucht und der uns quasi im Wasser stehend an seinem üppigen Mahl teilhaben lässt, weil wir sehr gut beobachten können, wie er sein Maul langsam schließt um die großen Mengen an kleinen Fischen besser aufnehmen zu können. Eines mit einem Gletscher, zu dem wir mit unserem wendigen Boot ganz nah hinfahren und dessen vor kurzem abgebrochenen und nun im Wasser schwimmende Jahrtausende alte Eisbrocken direkt mit an Bord nehmen um sie einmal zu berühren. Einige schlecken auch daran. Jetzt fehlt nur noch der Whiskey, den wir mit ein paar dieser Eisstücke veredeln könnten... doch auch ohne Whiskey ist dieser Ausflug wieder ein ganz besonderes Erlebnis.
Vor der Rückfahrt halten wir noch im kleinen Städtchen Seward und bummeln nach Souvenirs durch die Anzahl kleiner Läden, die die Hauptstraße zu beiden Seiten säumen. Pubs und Restaurants gibt es auch zur Genüge dort, und so erfüllt kurze Zeit später ein Duft von Hamburgern mit Pommes unseren Bus. Zwei Hamburger für 27 Dollar - da lobe ich mir unsere Preise in Deutschland.
Vor allem, wenn es an einem solch hübschen Ort wie in Homer stattfindet. Also nutzen wir das äußerst schöne und sonnige Wetter heute aus, und machen uns auf zu unserer Tour. Dazu treffen wir uns am Abfahrtsort der kostenfreien Shutllebusse.
Shuttlebusse? Schulbusse! Und zwar solche, wie wir sie auch aus dem Fernsehen kennen: gelb und mit recht engen Sitzbänken - gedacht für Schüler eben. Jedes Mal nämlich, wenn ein Kreuzfahrtschiff hier in Homer einläuft, vollbringt der Ort eine kleine logistische Meisterleistung und stellt alle verfügbaren Busse - und das sind nun mal fast nur Schulbusse - für den Transport der Passagiere zur Verfügung. Richtig sympathisch!
Wir fahren also die knapp 2 Kilometer zum Ortsteil Spit, wo viele kleine (Souvenir-) Geschäfte auf uns warten. Der Salty Dawg Saloon ist dabei besonders sehenswert, denn sein gesamter Innenraum ist an der Decke und den Wänden mit Ein-Dollarnoten quasi tapeziert. Das müssen zigtausende sein! Also laufen wir da erst einmal hindurch und staunen.
Fast gegenüber liegt auch schon der Laden, von dem aus wir zu unserer heutigen Tour starten wollen. Erst einmal gibt es dort für jeden Gummistiefel. Unsere Schuhe müssen allerdings auch mit, denn wir werden auf dem Rückweg direkt vor dem Schiff abgesetzt - ein prima Service. Wir laufen weiter zu einem Steg des kleinen Yacht- und Fischereihafens, wo schon ein Boot mit 2x200 PS Außenbordmotoren auf uns wartet. Damit geht es in schneller Fahrt hinaus aus der Bucht, übers offene Meer und in etwa 30 Minuten hinüber zu einer vorgelagerten Insel. Dort landen wir an einem Kiesstrand und klettern über eine Leiter ins seichte Wasser. Am Strand liegen auch schon die Kayaks in den knallbunten Farben rot, blau gelb und grün für uns bereit. Sicherheit wird großgeschrieben, also erfolgt nach dem Anlegen der Sicherheitswesten erst mal eine ausführliche Einweisung zum Gebrauch der Boote. Da niemand von uns bisher Erfahrung mit dem Kayak fahren hat, hören wir auch alle aufmerksam zu. Jetzt heißt es in die Boote steigen und dann beginnt die Fahrt. Nach den ersten zögerlichen Paddelversuchen entwickeln wir schnell Routine und können uns bei ganz ruhigem Wasser voll auf die Landschaft konzentrieren.
Die ist einfach nur wunderschön! Es geht vorbei an dichten Wäldern, kleinen Buchten, Höhlen und bizarren Felsformationen. Wir inspizieren Algen und sehen, dass daran offensichtlich Fischeier kleben. Beim genaueren Hinschauen können wir sogar die winzig kleinen Fische darin erkennen!
Einfach eine andere Welt, die wir hier erleben. Auf einem Ast sitzt hoch über uns ein Weißkopfseeadler, der sich wunderbar vom azurblauen Himmel abhebt und ein perfektes Fotomotiv bietet. Am Ende der Insel angelangt, wird das Wasser durch den fehlenden Schutz des Landes etwas rauer und wir kehren um. Dabei stellt sich wieder einmal heraus, dass die Landschaft in der umgekehrten Richtung ganz anders aussieht und wir fragen uns, ob wir denn schon einmal hier waren. Doch alles ist gut, denn da hinten taucht auch schon wieder unser Strand auf.
Wieder angelandet, vertreiben wir uns das Warten aufs Boot mit der Suche nach besonderen "Schätzen". Der größte davon dürfte wohl der Schädel eines Fischotters sein, der dann auch gleich eingehend inspiziert wird. Daran haben vor allem die beiden Zahnärzte in unserer Gruppe besonderen Spaß. Einer von ihnen schnappt sich gleich einen Leatherman und fängt sofort an, einen Zahn zu ziehen! Der Alltag hat ihn wieder....
Die Flut ließ das Wasser zwischenzeitlich etwas ansteigen, und so bekommt der ein oder andere von uns beim Aussteigen aus dem Kayak oder beim Einsteigen ins Boot nasse Füße. Doch kein Problem: diese werden einfach auf der Rückfahrt in die Höhe gestreckt und vom Fahrtwind getrocknet. Gewusst wie!
Das Auslaufen aus Homer mit seinem traumhaften Panorama ist dann noch der krönende Abschluss eines ebenso traumhaften Tages.
Für alle, die dabei waren, war dies sicherlich der Höhepunkt der gesamten Reise: Unser Ausflug zu den Grizzly-Bären im Katmai Nationalpark. Männliche Exemplare dieser größten Braunbärenart werden über 3 m groß. Welch eine Vorstellung, vielleicht bald einem dieser Riesen gegenüber stehen zu können - und das inmitten der freien Natur und ohne schützenden Zaun dazwischen!
Aber noch war es nicht soweit. Zuerst geht es in Kodiak zum Flughafen für Wasserflugzeuge, wo wir unsere Schuhe gegen hüfthohe Gummistiefel tauschen. Dann werden wir mitsamt unserem Gepäck gewogen und auf unsere drei Flugzeuge verteilt.
Jerry sieht aus, als ob er geradewegs aus Irland gekommen wäre. Wirre rote Haare mit ebensolchem Bart, Tweed-Weste und -Kappe, braunes Hemd, gemusterter Seidenschal - und lustige, dunkle Knopfaugen. Das soll unser Pilot sein? Und ob! Er bringt unser Wasserflugzeug schnell auf Flughöhe und wir bestaunen die üppig grüne Landschaft unter uns. Straßen? Fehlanzeige, Gerade eine einzige zieht sich zwischen den Hügeln entlang und endet an einer Bucht. Und es soll sogar noch eine zweite auf Kodiak Island geben, etwa 30 Meilen nördlich von uns, das war's.
Nach etwa 45 Minuten landen wir sicher in einer Bucht - und sehen auch bereits den ersten Bären unter uns! Ein richtiger Koloss, der müde und faul mitten im flachen Wasser des Flusses liegt. Nach der Landung klicken natürlich erst einmal alle Fotoapparate, als wir in gebührendem Abstand an ihm vorbeigehen. Er lässt sich davon aber in keinster Weise aus der Ruhe bringen und hebt nur mal kurz den Kopf um zu schauen, wer bzw. was denn da drüben bei uns so los ist. Wir waten durch morastiges Gelände, in dem der ein oder andere von uns auch schon mal stecken bleibt und "gerettet" werden muss, und weiter durch fließendes Gewässer hindurch. Spätestens jetzt wissen wir, wozu wir die hohen Gummistiefel anhaben. Doch das ist alles halb so wild und wird unter der Rubrik "Abenteuer" abgehakt.
Unser Ziel ist eine kleine Insel im Fluss, die wir in etwa 300 m Entfernung ausmachen können und auf der auch schon einige Fotografen mit ihren großen Kameras mit dicken Objektiven sitzen. Unmittelbar davor stehen 2 riesige Grizzlys im Wasser und warten geduldig darauf, dass die Lachse an ihnen vorbeischwimmen, während die Fotografen geduldig auf ihr perfektes Foto warten.
Die Entfernung zwischen Bären und Fotografen beträgt dabei manchmal keine 5 Meter, da sich die Tiere natürlich frei bewegen können während die Menschen statisch auf ihren mitgebrachten Sitzgelegenheiten verharren. Unglaublich! Das wollen wir auch!
Wir nähern uns also der Gruppe an und sehen dabei immer neue Bären vor, hinter oder neben uns auftauchen. Dabei passt der Ranger, der uns begleitet, sehr gut auf, dass wir nicht versehentlich einem von ihnen den möglichen Weg kreuzen, und führt uns im ein oder anderen Bogen zum Ziel. Dort angekommen sind wir einfach nur sprachlos und beobachten, was um uns herum geschieht.
Die beiden nach Lachsen fischenden Bären also direkt vor uns. Eine Bärenmutter mit ihren zwei Sprösslingen kommt hinzu und lässt sie auch ihr Glück probieren. In etwa 50 Meter Entfernung tauchen weitere Bären am Fluss auf und fischen dort. Hinter uns kommt ein einzelner aus dem Unterholz, schnappt sich einen bereits toten Lachs, den er wahrscheinlich vorher dort abgelegt hatte, und trollt sich mit diesem wieder von dannen. Und dann ein weiteres Highlight: ein Wolf!
Und was macht der? Er geht Lachse fischen! Kaum im Wasser, hat er auch schon gleich einen im Maul und bringt ihn in sicherer Entfernung von den Bären an Land um ihn dort zu fressen. Kaum fertig damit, geht er schon wieder auf Beutezug! Da ist sogar unser Ranger erstaunt und meint, das hätte er selbst erst ein wenige Male erlebt - und das, obwohl er fast täglich hier draußen ist.
Insgesamt sehen wir heute 16 Bären – danke fürs Zählen, Renate! – plus natürlich den Wolf als besondere Dreingabe. Fast am Flugzeug angekommen läuft uns dann noch ein riesiger, sehr alter Bär im wahrsten Sinne des Wortes über den Weg. Doch der ist scheinbar, wie seine Artgenossen vorher auch, nicht an uns als Mahlzeit interessiert. Somit kehren wir alle gesund, glücklich und zufrieden zum Schiff zurück und werden uns wohl noch lange an diesen außergewöhnlichen Tag erinnern.
Die Einfahrt in die Yakutat Bay und weiter zum Hubbard Gletscher ist immer etwas Besonderes, auch wenn ich sie schon recht oft miterlebt habe.
Das langsame Dahingleiten vom Anfang der Bucht bis zum Gletscher dauert etwa zwei Stunden, und fast die ganze Zeit halten wir uns auf den Außendecks auf, um trotz des regnerischen Wetters nichts von der beeindruckenden Natur zu verpassen. Da hilft natürlich, dass die MS Amsterdam über ein umlaufendes Promenadendeck verfügt, auf dem man überdacht und somit regengeschützt sitzen oder stehen kann. Gegen die Kälte gibt es Wolldecken und heißen Kakao in Souvenirbechern - mit und ohne Schuss. Als wir fast am Gletscher angekommen sind, hört es sogar wieder einmal auf zu regnen. So machen wir uns auf in Richtung Bugspitze, die extra für dieses Ereignis zur Begehung durch die Passagiere freigegeben wurde.
Da liegt sie also vor uns: eine Wand aus Eis: 120 km lang, 10 km breit und 150 m hoch!
Der Hubbard Gletscher ist der größte und aktivste in einem Gewässer endende Gletscher Nordamerikas, und so hört man von ihm ein ständiges Krachen und Knallen. "Der weiße Donner", wie die Ureinwohner Alaskas ihn auch nennen. Da steht man nun und beobachtet die riesige Eiswand vor einem, und wenn es wieder einmal ganz laut donnert und man seinen Kopf in Richtung des kommenden Schalls dreht, sind auch schon wieder riesige Eismassen abgebrochen und mit lautem Getöse ins eiskalte Wasser der Bucht gefallen. Ein beeindruckendes Schauspiel!
Diese Stadt gilt als eine der reizvollsten und landschaftlich schönsten in Alaska. Sie liegt an der pazifischen Seite des Inside Passage, die vor Jahrmillionen von der überwältigen Kraft der Gletscher geformt wurde. Deren tiefe Fjorde und bewachsenen Inseln Seelöwen, Walen, Seeottern und Weißkopfseeadlern einen natürlichen Lebensraum.
Eine Beobachtung von Buckelwalen steht heute auf unserem Programm, und so machen wir uns auf in Richtung Zentrum. Wir nutzen dazu den kostenlosen Shuttlebus, der uns in etwa 15 Minuten vom Liegeplatz der MS Amsterdam ins Zentrum bringt. Oh, welche Freude! Bereits im Hafenterminal gibt es kostenloses WLAN, und so ist es überhaupt nicht schlimm, dass der erste Bus uns vor der Nase wegfährt. Der nächste kommt ja sicher bald und zwischenzeitlich können schon mal die ersten Mails und Nachrichten gecheckt werden. Im Zentrum angekommen, ist ein weiterer WLAN Spot in der öffentlichen Bibliothek untergebracht, dessen Strahlung bis zu unserem Warteplatz reicht. Mit wie wenig man doch heutzutage Reisenden in der ganzen Welt eine Freude machen kann....
Wir besteigen das kleine Boot, das exklusiv für unsere Gruppe zur Verfügung steht, und genießen diesen Luxus, indem sich jeder von uns eine eigene Sitzbank gönnt und dadurch auch mal schnell aufstehen kann um die Seite des Boots zu wechseln, wenn es dort drüben etwas mehr zu sehen gibt. Lange müssen wir allerdings nicht warten, bis wir in den offenen Außenbereich wechseln können, in dem natürlich auch jeder an der Reling in der ersten Reihe steht um einen ungestörten Blick auf den vorbeischwimmenden Buckelwal zu haben. Denn kaum aus der Bucht herausgefahren, taucht schon das erste dieser anmutigen Geschöpfe neben unserem Boot auf. Nach zwei bis dreimal blasen, nimmt er etwas mehr Schwung und zeigt uns beim Abtauchen nun seine große Schwanzflosse. Die Kameras und Handys klicken - ein perfektes Foto! Besonders schön ist es, wenn man in einer Serienaufnahme die einzelnen Phasen des Abtauchens festhalten kann. Das sind Bilder, die einem auch nicht mehr aus dem Kopf gehen!
Ein Stück weiter die Bucht hinaus, warten noch mehr Wale auf uns. Gleich vier Stück gehen auf ziemlich engem Raum dort gemeinsam auf Futtersuche. Wobei sie nicht lange suchen müssen, denn die Gewässer rund um Sitka sind so fischreich, dass alle von ihnen satt werden bevor sie in ein paar Wochen ihre lange Reise nach Hawaii oder Mexiko antreten um dort zu überwintern und ihre Babys zur Welt zu bringen. Im Frühjahr schwimmen sie dann zusammen mit ihren Kindern zurück nach Alaska um in den Sommermonaten genügend Nahrung aufzunehmen, bevor der Kreislauf von neuem beginnt.
Kim, eine unserer Guides an Bord des Walbeobachtungsbootes, erklärt dies alles und gibt uns viele weitere interessante Informationen rund um das Thema Wale. Woher sie das weiß, frage ich sie.
Sie ist Meeresbiologin und hat kürzlich ihren Masterabschluss an der Uni von Wisconsin gemacht.
Ja, und jetzt ist sie in der Sommersaison hier in Alaska und bringt Touristen wie uns das Leben im Meer nahe. Ende September wird sie nach Honduras fliegen um dort an einem Forschungsprojekt im (nach dem Barrier Riff in Australien) größten Korallenriff Ökosystem der Erde teilzunehmen. Spannend!
Inzwischen hat unser Boot von den Walen abgedreht und sich auf den Weg Richtung Norden gemacht. Dort wollen wir noch nach Seeottern Ausschau halten, die, nachdem sie vor über 100 Jahren wegen ihrer kostbaren Pelze fast ausgerottet waren, wieder in stetig anwachsender Zahl hier anzutreffen sind. Gott sei Dank, denn die possierlichen Geschöpfe sind schon schön anzuschauen, wenn sie auf dem Rücken liegend ihre Umgebung beobachten. Sie sind allerdings auch extrem scheu und verschwinden beim kleinsten Anzeichen möglicher Gefahr blitzschnell unter Wasser. Der Wind hat aufgefrischt, und so sehen wir zwischen den Wellen treibend nur einzelne Exemplare, die trotz unserer vorsichtigen Annäherung auch gleich abtauchen. Das ist eben die Natur, aber für ein paar Aufnahmen hat es zumindest gereicht.
Auf unserem Rückweg machen wir noch Halt bei einer kleinen Insel, auf der es gleich zwei Besonderheiten zu sehen gibt: einen Felsen, der scheinbar extra hin drapiert auf einer schrägen Felsplatte steht und so aussieht, als würde er jeden Moment ins Meer abrutschen. Weiterhin einen großen Adlerhorst, kunstvoll in den Ästen einer kahlen Fichte gebaut.
Und so geht auch dieser Tag mit vielen unterschiedlichen und spannenden Eindrücken zu Ende.
Alaska - von Seattle nach Kodiak
von Robert Liersch |