Fliegen nach dem AHA-Prinzip

von Robert Liersch |

Hut ab vor der Flugbranche! Aus vielen kleinen und großen Maßnahmen haben sie ein Hygienekonzept entwickelt, um Flugreisen generell wieder zu ermöglichen. Allerdings ist der Passagierverkehr noch weit weg von einer Erholung. Laut IATA lag er im September fast 80 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Flug für Flug kämpfen sich die Airlines zurück in eine neue Normalität mit AHA-Prinzip

(Abstand halten, Hände waschen, Alltagsmaske).

Daher nachfolgend noch mehr Informationen für Sie zum Thema "Fliegen",

um die vielleicht vorhandene Zurückhaltung langsam aufzugeben.

Airport und Abflug: Flatterband und Pfeile

Als erstes heißt es: Maske aufsetzen. Wir empfehlen FFP2-Masken ohne Ventil, die es in jeder Apotheke zu kaufen gibt. Dann weisen am Flughafen Personenleitsysteme mit Schildern und Bodenmarkierungen den Weg. Jede zweite Sitzgelegenheit ist mit einem Absperrband versehen.
Wer noch nicht von Zuhause aus online eingecheckt hat, tut dies nun am Automat. Das Gepäck wird anschließend kontaktlos aufgegeben. Flughafen- und Airline-Mitarbeiter helfen, wenn es klemmt.
ACHTUNG: Derzeit ist nur ein Handgepäckstück an Bord erlaubt. Mit Tasche plus einem Rollkoffer kommt also keiner durch, es sei denn, die Handtasche hat Brustbeutelformat. Am Sicherheitscheck wird die Maske zur Kontrolle kurz abgelegt. Am Gate erfolgt das Boarding dann in kleinen Gruppen, die nach Reihen aufgerufen werden.

Flug und Ankunft: Mit Maske an Bord

Alle Airlines haben Maskenpflicht an Bord und als Mahlzeiten gibt es ausschließlich Snacks, während deren Verzehr die Masken natürlich abgenommen werden können. Je nach Fluggesellschaft werden auch versiegelte Getränke verteilt. Ein Anstehen vor den Toiletten ist nicht erlaubt, also einfach aufstehen wenn der Vorgänger den besagten Raum verlässt.
Nach der Landung erfolgt das Aussteigen in kleinen Gruppen, beginnend von vorne nach hinten.
Es geht zu den Einreiseschaltern, wo auch die negativen Corona-Tests, die manche Staaten fordern,
sowie Einreisekarten eingesammelt werden.
Viele Länder verlangen neben den PCR-Tests auch Angaben zur Gesundheit sowie die Adresse der Unterkunft, um eine bessere Nachverfolgung zu ermöglichen. An einigen Flughäfen müssen Passagiere mit stichprobenartigen Fiebermessungen rechnen.

Social Distancing - Teil 1: Gratis mehr Platz

Am Anfang der Krise hielten Europas Fluggesellschaften die Mittelsitze kostenlos frei, um Abstand zu wahren. Inzwischen verkaufen die meisten wieder sämtliche Sitze - wenn möglich bis zum letzten Platz.
Nur die US-Fluglinien Alaska Airlines, Jetblue, Hawaiian sowie Delta halten noch bis Januar 2021 ihre Mittelsitze gratis frei. Delta hält sich an dieses Versprechen auch auf allen Fernfllügen!

Social Distancing - Teil 2: Mehr Platz gegen Gebühr

Grundsätzlich gibt es einen freien Mittelsitz bei Europas Airlines nur in der Business Class, so auch bei Lufthansa und Condor. In der Economy vergibt Condor, je nach Auslastung, Leersitze neben dem gebuchten für 39,99 Euro, aber erst 24 Stunden vor Abflug. Bei der türkischen Corendon Airlines ist die „Double Seat“-Option für 39,99 Euro pro Person und Strecke buchbar. Eurowings bietet den freien Mittelplatz ab 18 Euro an. Je nach Nachfrage kann der Tarif auch nach oben klettern. Genauso verfährt auch Tuifly.
Bei Air France/KLM können Passagiere den Sitzplatz neben sich zubuchen. das kostet 75 Prozent des ersten Ticketpreises. Klingt kompliziert? Bei der Buchung eines freien Nebensitzes helfen wir Ihnen gerne!

Umbuchen: Von gratis bis gebührenpflichtig

Auch nach der akuten Corona-Phase bleiben die Airlines unabhängig von der Tarif- und Flugklasse kulant, allerdings nicht immer gebührenfrei. Bei Lufthansa, Swissair und Austrian Airlines können seit dem 25. August gebuchte Flüge kostenlos unbegrenzt oft bis 24 Stunden vor Abflug geändert werden (Ausnahme: Flüge aus Japan). Bei Eurowings dürfen Fluggäste beliebig oft bis sieben Tage vor der Abreise umbuchen. Gereist werden muss jedoch bis 30. Oktober 2021. Condor wiederum bietet mit der Flex Option für zehn Euro auf allen auf Kurz- und Mittelstrecken die Möglichkeit an, bis zu dreimal gratis umzubuchen und das  bis 24 Stunden vor Abflug. Bei Tuifly fallen die regulären Umbuchungsgebühren von 33 Euro pro Strecke an.

Flugzeugdesinfektion: Von Fall zu Fall

Corona erfordert, dass neben der Putzroutine nach jedem Flug alles, was an Bord ständig berührt wird wie Griffe, Klapptische, Bildschirme, WC etc. desinfiziert wird. Zu einer kompletten Flugzeugdesinfektion kommt es in der Regel in zwei Fällen: Wenn ein Jet aus einem akuten Risikogebiet landet oder wenn ein Passagier mit Corona-Verdacht an Bord war. Dann läuft ein Standardprogramm für sogenannte hochinfektiöse Krankheiten ab, das genau vorschreibt, was wie zu entkeimen ist. Ein solcher Vorgang kann bis zu acht Stunden dauern, weil er alles – vom Austausch der Kabinenfilter bis zur Desinfektion der Sitzpolster einschließt, und das nicht nur in der Passagierkabine, sondern auch im Cockpit, in der Küche und den Aufenthaltsbereichen der Crew.

Kabinenluft: Wie gesund ist die Luft an Bord?

Airlines weisen darauf hin, dass die Luft an Bord so sauber ist wie in einem Operationssaal. Sie wird nicht nur alle zwei bis drei Minuten ausgetauscht. Sogenannte HEPA-Filter reinigen sie auch von winzigsten Schwebstoffteilchen. Allerdings reichen bis dato die wissenschaftlichen Erkenntnisse noch nicht aus, um die Kabinenluft wirklich von jeglichem Gesundheitsrisiko freizusprechen. Anders als im OP wird die verbrauchte Luft nicht vollständig aus dem Raum verdrängt, sondern mit der gefilterten Luft aufgefrischt. Dadurch bilden sich Verwirbelungen, die theoretisch auch  ausgehustete Tröpfchen eine Weile im Raum schweben lassen könnten, bis die Klimaanlage sie absaugt. Praktische Fälle von darauf zurückzuführenden Ansteckungen sind aber bislang nicht bekannt.

Corona-Test: Teuer, aber schnell

Viele Länder verlangen höchsten 72 Stunden alte negative Corona-Tests. In vielen Hausarztpraxen, die in der Regel 48 Stunden für den anerkannten PCR-Test benötigen, kostet der Privattest um die 170 Euro.
Viel schneller geht es an den Flughäfen in Frankfurt und München. Am Münchner Airport kostet der Test 190 Euro, das Ergebnis ist rund sechs Stunden später da. Am Frankfurter Flughafen kostet der Standard-Test 59 Euro mit einem Ergebnis nach acht bis zehn Stunden. Der Express-Test mit einem Resultat nach bereits vier Stunden kommt auf 139 Euro.
Websites: 
München Airport
Frankfurt

Coronasicheres Kabinen-Design: Zonen statt Klasse

Wie in Zukunft das Innere von Flugzeugen aussehen könnte, darüber hat das britische Designstudio Priestman Goode nachgedacht. Das Konzept "Pure Skies" ersetzt das traditionelle Klassensystem durch "Rooms" und "Zones". Rooms lösen die Business Class ab und bieten nicht nur mehr Platz, sondern auch mehr Hygieneschutz. Denn die Einzelkabinen sind komplett vom Nachbarn isoliert und durch einen Vorhang vom Gang getrennt. Die Zones entsprechen dagegen der ehemaligen Economy Class. Hier sitzen die Passagiere nicht in getrennten Zellen, sondern unverändert in Reihen nebeneinander. Die sind allerdings so versetzt, dass potenzielle Luftströme nicht geradewegs zum Nachbarn ziehen. Zudem verhindern in jeder zweiten Reihe Schutzscheiben größere Aerosolbewegungen nach vorne oder hinten. Flugsitze und Ablagen haben keine Ritzen und Spalten mehr, in denen sich Schmutz ablagern könnte. Und es fehlt auch der übliche Klapptisch, ebenfalls eine klassische Keimfalle.

 

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Der Blick aus einem Flugzeug

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