Mit der World Voyager auf die Kanaren

von Robert Liersch |

„Leinen los“ heißt es für mich nun endlich wieder Ende Mai 2021 nach sieben Monaten kreuzfahrtloser Zeit. Während einige unserer Kunden auch während des Lock-Downs überwiegend auf Schiffen von TUI Cruises und Hapag Lloyd unterwegs waren, ist es für mich seit Oktober 2020 auf der Costa Deliziosa die erste Kreuzfahrt. Diese wird mich zusammen mit nur etwa 60 Gleichgesinnten (das Schiff kann bis zu 200 Gäste beherbergen) auf die World Voyager von nicko cruises und zu den Kanarischen Inseln führen – und ich freue mich sowas von darauf!

 

72 Stunden vor Abreise werden alle Passagiere in eine der Helios Kliniken gebeten, um dort einen PCR-Test durchführen zu lassen. Dieser Test ist sowohl für die Kreuzfahrt, als auch von den Behörden für die Einreise nach Spanien zwingend vorgeschrieben. Ein gutes Gefühl, denn seit dem Einsteigen ins Flugzeug befinden wir uns alle sozusagen in einer „Blase“ von negativ Getesteten, die wir auch so bald nicht mehr verlassen werden. Die Mund-Nase-Maske bleibt während des Fluges natürlich dort, wo sie ihrem Namen alle Ehre macht.
Nach der Ankunft auf Teneriffa geht es mit dem Bustransfer in ca. 60 Minuten zum Hafen – mit  einem frisch getesteten Busfahrer sowie der ebenfalls getesteten Reiseleitung, die uns in Spanien willkommen heißt, und die beide vorschriftsmäßig mit Masken ausgestattet sind. Die Reederei geht dann ganz auf Nummer Sicher und unterzieht uns im Kreuzfahrt-Terminal einem weiterem  Schnelltest. 15 Minuten Wartezeit und das erwartet negative Ergebnis für alle Mitfahrer bedeutet: Wir dürfen an Bord!

Die Begrüßung dort erfolgt mit einem Glas Sekt und der Bitte, doch seine bisher getragene Maske in einem Container zu entsorgen. Ein Procedere, das sich zukünftig immer wiederholen wird, wenn wir von einem Landausflug zurückkommen. Die erste FFP2-Maske für diesen Wechsel geht noch „aufs Haus“, weitere sind dann entweder aus dem eigenen Fundus zu bestreiten (was durchaus in Ordnung ist, wenn man vorher darauf hingewiesen wird), oder können für 2 € das Stück direkt vom Bordarzt erworben werden. Noch ein kurzer Temperatur-Scan nach der inneren (Sekt) und äußeren Desinfektion, und es kann auf die Kabine gehen. Die Maske behält jeder an Bord übrigens auf allen Wegen innerhalb des Schiffes auf. Sobald man sich hinsetzt – an der Bar, in den Lounges, im Restaurant und natürlich auch an Deck – darf man sie abnehmen

World Voyager bietet seinen Gästen ausschließlich Außenkabinen, der größte Teil davon mit einem eigenen Balkon. Der wiederum ist versehen mit sehr gemütlichen halbhohen Stühlen aus Stoffgeflecht mit einer weichen Sitzauflage sowie einem niedrigen Beistelltisch.
Es geht aber auch anders, denn die sogenannten Explorer-Kabinen sind eine Besonderheit. Sie verfügen an der Stirnseite über eine zweigeteilte, deckenhohe Glasfront, deren oberer Teil per Knopfdruck bis zur Hälfte abgesenkt werden kann und somit ein richtiges Balkongefühl erzeugt, denn ich kann mich mit den Armen darauf auflehnen, hinausschauen und durch die breite Öffnung kommt natürlich auch viel frische Luft in meine Kabine. Nur Raussetzen geht natürlich nicht. Dennoch eine clevere Lösung, zumal diese Kabinen durch den fehlenden Balkon innen großzügiger sind und über ein großes Sofa (anstelle des schmalen Sofas in den Balkonkabinen) neben dem Kopfende des Bettes verfügen.

Zur weiteren Ausstattung aller Kabinen gehört eine Kaffeemaschine mit 6 Kapseln, zwei Glaskaraffen mit Sprudel oder stillem Wasser – alles wird zweimal täglich nachgefüllt – sowie eine Minibar (Getränke gegen Gebühr).

Während das Badezimmer absolut dem heutigen Standard auf Schiffen entspricht, möchte ich gerne die Dusche darin besonders hervorheben. Auf nur 1,25 x 0,75 m bietet sie eine fast einzigartige Ausstattungsvielfalt, so dass der Begriff „Duschtempel“ dafür sicher nicht übertrieben ist. Clevere Ablagemöglichkeiten in das Halbrund der Wände integriert, drei fest installierte Spender mit unterschiedlichen Pflegeprodukten von L’Occitane, eine Handdusche mit Halterung, eine separate große Regendusche, vier extra Massagedüsen an der schmalen Rückseite, davor eine eingelassene Sitzbank – und alle Wasserfunktionen in sechs Einstellungen separat oder kombiniert über einen Drehregler steuerbar. Last, but not least, eine absolut dicht schließende (!), sowohl nach innen als auch nach außen zu öffnende Glastür. Da hat sich wirklich jemand ganz viel Gedanken gemacht – Kompliment!   

Die weitere Inneneinrichtung der Kabine ist recht durchdacht gestaltet. Das Bett mit 1,60 m Breite und 1,90 m Länge vielleicht für manche etwas klein. Die verwendeten Materialien beim Mobiliar oder den Teppichböden wertig. Die Farben und das allgemeine Design wirken sehr wohnlich und vermitteln einen hohen Wohlfühlcharakter. Dieser Eindruck gilt übrigens für das gesamte Schiff und hat so gar nichts gemein mit der World Explorer, dem Schwesterschiff der Voyager, die inzwischen nicht mehr für Nicko Cruises unterwegs ist, sondern den französischen Markt bedient.

Sehr positiv fiel mir auch die Aufmerksamkeit der gesamten Crew auf. In allen Bereichen wird man freundlich gegrüßt, was man ja selbst in Maskenzeiten durch das Strahlen der Augen erkennen kann. Diese positive Grundstimmung an Bord liegt sicherlich nicht zuletzt am Kapitän, der gefühlt mehr auf dem gesamten Schiff als auf seiner Brücke zu finden war. Er unterhielt sich hier und da mit einem der philippinischen Matrosen, fragte die Stewards im Service interessiert, wie es ihnen denn heute so gehe, setzte sich zu seinen Mitarbeitern an die Rezeption, aß mit unterschiedlichen Crewmitgliedern zu Mittag und ließ es sich nicht nehmen, während des Kapitänsempfangs mit jedem seiner Passagiere persönlich anzustoßen und ein kleines Pläuschchen zu halten. Er war einfach omnipräsent, der Gute.

Und dann wären noch die Landausflüge zu erwähnen. Da World Voyager ja für sich in Anspruch nimmt, ein Expeditionsschiff zu sein, fand sich dieser auch in der Gestaltung der Landausflüge wieder. Sei es eine Wanderung durch den berühmten Lorbeerwald auf La Gomera mit einer deutschen Lehrerin, eine Exkursion mit einem Geologen durch die Lavafelder des Timanfaya Nationalsparks auf Lanzarote, eine E-Mountainbike Tour durch die faszinierende Landschaft der kleinsten Kanareninsel, El Hierro, zusammen mit einem ausgewanderten Schweizer als Guide – alle Ausflüge waren sehr individuell und für sich etwas ganz Besonderes. Ohne dies jetzt abzuwerten, lag dies wahrscheinlich aber auch daran, dass wohl jede Exkursion jenseits der heimischen Grashalme, Büsche und Bäume, die ich nach vielen Monaten von Corona inzwischen schon alle mit Vornamen kannte, wohl etwas Besonderes gewesen wäre.
Doch so eine Fahrt mit dem Zodiac ist und bleibt schon recht speziell. Und wenn es dann auch noch die Auswahlmöglichkeit gibt, nämlich ob es denn lieber eine klassische Ausfahrt zu einer Klippe mit kleinem Strand – mit dem Prädikat „trocken“ – sein darf, oder aber eine aktive Tour mit der Garantie „nass“ zu werden, dann kommt wirklich jeder auf seine Kosten. Wobei vor allem bei der zweiten Variante mehrmals von den Teilnehmern die Worte „Riesenspaß“ und „Dauergrinsen“ zu hören waren.     

Alles in allem war diese Kreuzfahrt ein sehr schönes Erlebnis auf einem kleinen, feinem Schiff, mit guter Küche (auf die ich bewusst und weil ja letztendlich alles Geschmackssache ist, nicht näher eingegangen bin) und der Gewissheit, dass es gerade zu Corona-Zeiten und bei nicht voll ausgebuchten Einheiten ganz besonders viel Vergnügen bereitet, auf den Weltmeeren unterwegs zu sein.

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Freundlicher Empfang auf der World Voyager

Freundlicher Empfang auf der World Voyager