Yangon und die Shwedagon Pagode
Knapp 11 Stunden Flug bis Bangkok und nach einer angenehm kurzen Umstiegszeit noch eine weitere bis Yangon - und schon sind wir in einer völlig anderen Welt: Myanmar!
Wir werden freundlich von unserem deutschsprachigen Reiseleiter Tun am Flughafen von Yangon begrüßt, und dann geht es mit dem Bus zum Hotel - theoretisch, wenn da nicht der Verkehr wäre..... Seit der Öffnung des Landes scheint gefühlt fast jeder Einwohner in Yangon ein Auto zu besitzen - und benutzt es auch! Überwiegend gebrauchte Fahrzeuge aus Japan werden hierher importiert, was eine kuriose Tatsache ergibt: Es herrscht Rechtsverkehr in Myanmar, da die japanischen Autos jedoch alle rechts gesteuert werden, müssen deren Fahrer natürlich ebenfalls rechts sitzen. Etwas unübersichtlich, aber alles eine Frage der Gewohnheit. Staus sind dennoch überall an der Tagesordnung. Die roten Ampeln, deren Rotlichtphasen manchmal bis zu 8 Minuten (!) dauern, tragen sicherlich auch dazu bei. Doch alle fügen sich und ertragen dieses Chaos mit Gelassenheit - hier kann man als Autofahrer Geduld lernen!
Über die Mittagszeit ist kein Programm geplant. Wir ruhen uns aus, machen eine Siesta, gehen in einem der beiden Hotelrestaurants etwas essen, oder einige erkunden auch schon die nähere Umgebung.
Und dann wartet am Nachmittag auch schon ein großer Höhepunkt der Reise auf uns: Die Shwedagon Pagode!
Schuhe und Strümpfe müssen auf dem Gelände ausgezogen werden, doch der warme Marmorboden sorgt für ein angenehmes Laufgefühl. Zwischen vielen kleinen Tempeln und Schreinen hindurch führt uns der Weg dann zu diesem weltweit einmaligen Sakralbau. Die etwa 100 Meter hohe mit Gold überzogene Pagode glänzt im Sonnenlicht und übertrifft alles, was jeder Teilnehmer unserer Gruppe bisher auf seinen Reisen gesehen hat. Einfach unfassbar!
Überall betende Pilger und Mönche, die kleine Buddha Figuren mit Wasser übergießen, sie so rituell reinigen und ihnen damit Ehre erweisen. Fröhlich spielende Kinder zwischendrin, die mit Hilfe ihrer Eltern kleine und größere Glocken mit Holzklöppeln zum Erklingen bringen dürfen. Opfergaben in Form von Blumen und kleinen Schirmen werden vor den Pagoden der einzelnen Wochentage abgelegt, die jeweils auch einem bestimmten Tier zugeordnet sind. Der süßliche Geruch von Räucherstäbchen liegt in der Luft Es ist wie in einer Phantasiewelt und an Zauber kaum zu überbieten.
Wir nehmen uns die Zeit und warten bis zum Sonnenuntergang. Das warme Sonnenlicht zieht sich zurück und nach einer kurzen Dämmerphase gehen hunderte von Lampen und Scheinwerfern an, die die ganze Anlage in eine zauberhafte Atmosphäre tauchen. Leise Gesänge sind zu hören, die Tempel und Schreine glitzern golden, und darüber thront die alles überragende Pagode in majestätischer Ruhe und Kraft. Diese Tageszeit sollte hier unbedingt jeder einmal erlebt haben!
Beeindruckt von so viel Schönheit und unvergesslichen Erlebnissen treten wir mehr schweigend als redend unseren Heimweg ins Hotel an.
Mehr Details zu diesem Bauwerk, wie zum Beispiel die Anzahl der verarbeiteten Diamanten und Edelsteine, das Gewicht des verwendeten Goldes etc. erspare ich mir und verweise gerne auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Shwedagon
Sule Pagode, liegender Buddha und Scott Market
Der zweite Tag in Yangon beginnt mit unserem Treffen in der Lobby um 09:00 Uhr. Das Shangri La Hotel liegt sehr zentral, so dass wir bequem von hier aus zu Fuß zur Sule Pagode laufen können. Auf dem Weg dorthin begegnen wir wieder vielen Mönchen, winkenden Kindern und jeder Menge Autos. Eine Straßenüberquerung gerät da schnell mal zu einem kleinen Abenteuer. Gut an der Pagode angekommen, heißt es natürlich vor dem Betreten erst einmal wieder Schuhe ausziehen. Ein junger Mann, in Uniform gekleidet, passt dann auch während unserer Abwesenheit gut auf sie auf. Ein kleines Trinkgeld ist sein Lohn.
In dieser Pagode treffen wir fast ausschließlich auf Einheimische, und werden als Touristen von diesen teilweise kritisch beäugt. Ein kleiner Junge gießt ganz sorgfältig und andächtig Wasser über den Tigerkopf im Dienstags-Tempel. Womöglich wurde er an diesem Wochentag geboren und will so für sich um Glück bitten. Männer lesen auf dem Boden sitzend oder liegend ihre Tageszeitung, Frauen sitzen in kleinen Gruppen zusammen und unterhalten sich angeregt - hier herrscht das normale Leben. Einige von uns entscheiden sich dafür, ein paar hauchdünne Goldplättchen zu kaufen und diese mit einer goldenen Barke an einer Art Seilbahn die Hauptpagode hinauf zu einem kleinen Schrein bringen zu lassen, wo sie dann von einer Frau in ein Spendengefäß entleert werden. Diese Spenden tragen letztendlich zum Erhalt der Anlage bei, da der Staat sich nicht um Renovierungen von Tempeln oder Pagoden kümmert.
Das Besondere an der Sule Pagode ist ihr achteckiger Grundriss, der sich bis in die Spitze hinein fortsetzt. Im Haupttempel stehen 28 kleine, goldene Buddhafiguren in Reih und Glied, die von den Gläubigen angebetet werden.
Es ist heiß. Morgens um 10 Uhr schon 33 Grad, wobei die Luftfeuchtigkeit erträglich ist. Und so freuen wir uns auf unseren klimatisierten Bus, mit dem wir zum Chauk Htet Gyi Tempel fahren. Hier erwartet uns ein 80 Meter langer, liegender Buddha, für den extra eine Art Halle gebaut wurde. Vor dem Eingang werden winzig kleine Vögel in Käfigen zum Kauf angeboten, die man als Glückssymbol wieder in die Freiheit entlassen darf. Wahrscheinlich ähnlich, wie es bei uns den Brauch mit weißen Tauben zu Hochzeiten gibt. Ein Burmese macht davon auch gleich Gebrauch und lässt fünf dieser Vögel fliegen. Möge es ihm Glück bringen!
Der Buddha selbst ist bis auf seine Größe wenig spektakulär (als Vergleich: der liegende Buddha in Bangkok misst "nur" 54 m). Er wurde von einem reichen Kaufmann gespendet, der damit der Bevölkerung quasi eine Denkmal von sich hinterlassen hat. Am Fußende des Buddhas befinden sich bunte Wandmalereien, die das Leben Buddhas erklären. Wer sich damit vorher noch nicht auseinandergesetzt hat, bekommt hier einen guten und kompakten Überblick seiner Stationen von der Geburt bis zur Erleuchtung und darüber hinaus.
Der Scott Market ist unser nächstes Ziel. Hier in dieser großen Markthalle gibt es fast alles zu kaufen, aber vor allem Textilien und Schmuck. Das Objekt unserer Begierde sind die sogenannten Longyis, Wickelröcke für Frauen und Männer, die bei den Burmesen die Hosen ersetzen. Einigen von uns werden sie später bei Tempelbesuchen zum Verdecken der Knie dienen. Alternativ gingen natürlich auch Röcke und/oder lange Hosen.
Der Strom ist im Markt ausgefallen. Generatoren brummen daher an einigen Ständen und sorgen für etwas Licht. Am Longyi-Stand unserer Wahl behilft man sich mit Taschenlampen, und so hat jeder von uns sein Lieblingsmodell schnell gefunden. Bei Preisen von ca. 3 Euro das Stück muss auch nicht mehr groß gehandelt werden.
Nächster Einkauf: Whisky - natürlich nur zur inneren Desinfektion!
Im Supermarkt gegenüber der Markthalle steht eine große Auswahl in unterschiedlichen Qualitäten bereit. Die meisten von uns entscheiden sich für den besten davon in einem goldenen Karton, was bei einem Flaschenpreis von umgerechnet 5 Euro keine große Investition ist.
Der Nachmittag steht jedem zur freien Verfügung, und so wird dieser ganz unterschiedlich genutzt. Ich selbst mache mich auf zur Shwedagon Pagode, um diese ganz spezielle Atmosphäre nochmals auf mich wirken zu lassen und zu genießen.
Mandalay
Wecken 04:30 h, Abflug nach Mandalay um 07:00 h - schließlich haben wir heute wieder viel vor! Am nationalen Flughafen von Yangon geht der Check-In etwas untypisch von statten. Gearbeitet wird noch mit Listen, Aufkleber auf der Kleidung bedeuten, man ist eingecheckt, die Bordkarten werden von Hand geschrieben. Na gut, Hauptsache es funktioniert!
Geflogen wird mit einer Propellermaschine, die uns in 80 Minuten nach Mandalay, sozusagen ins Zentrum Myanmars bringt.
Ein großzügig bemessener Reisebus steht uns zur Verfügung, unser Gepäck wird durch viele fleißige Helfer direkt zum Bus gebracht, ohne dass wir uns seit dem Aussteigen aus dem Flugzeug darum kümmern müssten.
Die Landschaft hat sich gewandelt, die Hautfarbe der Menschen hier ist etwas dunkler, die Luft klarer, und der Autoverkehr findet praktisch kaum statt. Auf einer vierspurigen Autobahn sind wir fast allein auf dem Weg vom Flughafen zu unserem nächsten Ziel. Dieses Ziel heißt Amarapura. Die ehemalige Hauptstadt des Landes kann als Hauptattraktion die längste Teakbrücke der Welt, die sogenannte U-Bein Brücke vorweisen. 1,2 Kilometer lang und gebaut auf über 1.000 Pfählen, ist diese Fußgängerbrücke vor allem abends zum Sonnenuntergang von Menschenmassen bevölkert. Der frühe Vormittag mit wesentlich weniger Besuchern und seinem weichen Licht ist für uns jedoch die schönere Tageszeit, zumal es auch noch nicht so heiß ist. Die Kameras beginnen zu klicken. Ein Motiv schöner als das andere! Ruderer gleiten langsam über den See, Fischer werfen ihre Netze aus, ein Hochzeitspaar lässt sich von einem Fotografen gekonnt in Szene setzen. Auch hier am Taungthaman-See herrscht wieder eine ganz eigene, ja fast friedliche Atmosphäre.
Mandalay ist unter anderem das Zentrum für Holzschnitzkunst und Marmor Bildhauerei. Ersteres möchten wir uns kurz anschauen und besuchen eine Werkstatt, in der Figuren und Reliefs, meist aus Teakholz gefertigt werden. Die ein oder andere Buddha Figur findet dabei auch einen neuen Besitzer.
Danach wartet ein wahrlich ganz besonderer Buddha auf uns: der von Mahamuni! Er ist nach der Shwedagon Pagode in Yangon die wohl heiligste Stätte und die meistverehrte Figur, die man in Myanmar besuchen kann. Aus lauter Verehrung bekleben die Pilger den Leib der etwa 3 Meter hohen Buddha Statue mit hauchdünnen Goldblättchen. Durch die hohe Anzahl von Gläubigen ist die Goldschicht zwischenzeitlich stellenweise auf mehrere Zentimeter Dicke angewachsen und wiegt allein schon einige Tonnen. Doch Achtung: Nur Männer dürfen sich dabei der Statue nähern, geschweige denn sie berühren. Die Frauen sitzen zu deren Fußende in gebührendem Abstand betend davor.
Dieses Schauspiel ist sicherlich einmalig und man sollte wirklich ausreichend Zeit dafür einplanen - entweder um nur zu beobachten, oder vielleicht auch um selbst ein Teil davon zu werden.
Wir besuchen danach das Golden-Palast-Kloster. Auf den ersten Blick mag man es nicht gleich erkennen, doch dieser Bau besteht ausschließlich aus Teakholz. Dieses ist teilweise so filigran geschnitzt, das die ganze Fassade als ein Gesamtkunstwerk erscheint. Nach seiner Entstehung im ..... Jahrhundert waren damals fast alle sichtbaren Teile zusätzlich mit Blattgold bedeckt, was natürlich für noch mehr Prunk gesorgt haben muss und dem Palast letztendlich auch seinen Namen gab. Doch diese Vergoldung ist der natürlichen Erosion im Laufe der Jahrzehnte zum Opfer gefallen. Es ist dennoch unglaublich und absolut sehenswert, mit welcher Detailverliebtheit damals hier viele begabte Holzschnitzer ans Werk gegangen sind. Die unterschiedlichen Gesichtsausdrücke von scheinbar identischen, nur 20 cm großen Figuren, oder einzelne Fingerhaltungen von Tempeltänzerinnen gibt es ebenso zu bewundern, wie die feinen Verzierungen der Tür- und Fensterrahmen. Wie hat es einer unserer Teilnehmer so treffend ausgedrückt: "Ich kann mich hier gar nicht satt sehen!"
Keine 10 Minuten Laufentfernung vom Palast entfernt, liegt die Kuthodaw Pagode, die das "größte Buch der Welt" beherbergt. In 729 weißgetünchten, in mehreren Reihen hinter- und nebeneinander stehenden und etwa 5 Meter hohen Stupas, befindet sich jeweils eine kunstvoll beschriftete Marmortafel. Auf diesen wird die Geschichte Buddhas im sogenannten Pali-Kanon erzählt.
Im Zentrum dieser weißen Stupas steht eine goldfarbene, die im warmen Abendlicht glänzt.
Seit unserem Eintreten in die Anlage werden wir von hübsch aussehenden und geschminkten jungen Frauen "verfolgt", die sich offensichtlich einen Spaß daraus machen, den weiblichen Mitgliedern unserer Gruppe eine Thanaka Bemalung in Form eines Blattes auf die Wangen zu malen. Den Männern werden dagegen mit einem herzlichen Lachen Gongs aus Messing zum Verkauf angeboten - und nicht wenige erliegen diesem Charme..... vielleicht zu teuer gekauft? Egal!
Das ein oder andere Foto wird daraufhin noch als Erinnerung von und mit den jungen Ladies gemacht, und dann werden wir alle mit einem fröhlichen "Bye" verabschiedet.
Von Mandalay nach Mingun
Heute geht es endlich aufs Schiff! Darauf freuen wir uns alle und sind schon ganz gespannt.
Doch zuvor schauen wir uns noch einen Handwerksbetrieb der ganz speziellen Art an: die Goldklopfer von Mandalay.
Wie wird eigentlich dieses ganze hauchdünne Blattgold, das zum Opfern und Schmücken in den vielen Tempeln verwendet wird, hergestellt? Manuell! Und zwar durch fünfeinhalbstündiges (!) Klopfen mit einer Art Vorschlaghammer auf ein zwischen Ölpapier und Hirschleder eingespanntes Goldplättchen. Mehrere Versuche, das Gold maschinell auf die selbe "Dicke" von nur 0,00012 (!) Millimetern zu bekommen sind in der Vergangenheit kläglich gescheitert. Und warum so dünn? Nur in dieser Stärke klebt das Gold quasi auf fast jedem Material - auch auf der Haut, wie ich selbst feststellen konnte. Also wird der kräftezehrende und rückenschädliche Beruf des Goldklopfers wohl noch eine Zeitlang erhalten bleiben.
Nach einer kurzen Busfahrt durch die Innenstadt Mandalays kommen wir am Liegeplatz unseres Flussschiffes an. Die "Ayarwaddy Discoverer" liegt am gegenüber liegenden Flussufer an einer Sandbank, daher werden wir mit einem Motorboot dorthin übergesetzt.
Das Schiff ist ein Traum! Ganz aus Teakholz gefertigt sieht es äußerst stilvoll aus und bietet sehr viel Platz. Auf dem offenen und überdachten Sonnendeck in bequemen Rattanmöbeln sitzend, stoßen wir gemeinsam auf eine gute Fahrt an, bevor wir unsere geräumigen Kabinen beziehen. Die Ayarwaddy Discoverer hat zwischenzeitlich abgelegt und fährt Richtung Norden den insgesamt 2.100 Kilometer langen Irrawaddy hinauf. Ein Gong ertönt, das Mittagessen wartet. Jetzt dürfen wir zum ersten Mal die sehr schmackhafte Küche des Schiffes kennenlernen: Teeblattsalat mit gerösteten Knoblauch- und Nussscheiben, Spinatgemüse mit Krabben, Pickles aus getrockneten Mangos, Hühnercurry mit Kartoffeln sowie Tofu mit Wasserkresse. Zum Nachtisch noch ein Stück Kartoffelkuchen mit Kokosflocken. So lecker kann es ruhig weiter gehen!
Nach dem Essen taucht auch schon unser nächstes Ziel am Horizont auf: Mingun. Schon von weitem zu erkennen sind die immer noch beindruckenden Überreste der riesig großen Mantara Gyi Pagode, die einst die gewaltigste der Welt hätte werden sollen. Doch deren Auftraggeber, König Bodaw Paya hätte durch deren Bau fast den Staatshaushalt ruiniert, und so wurde nach seinem Tod 1819 jede Tätigkeit daran eingestellt. Zu allem Überfluss versetzte auch noch ein großes Erdbeben im Jahre 1838 der Ruine den Todesstoß, wovon heute noch ein langer Riss im Mauerwerk zeugt. So ist die Ruine heute wenigstens noch als der "größte Ziegelsteinhaufen" der Welt bekannt. An dessen rechter Flanke führen etwa 100 Stufen nach oben und aus Respekt vor dem Bauwerk werden heute noch beim Besteigen die Schuhe ausgezogen. Von hier oben sieht man sehr schön auf das Tal des Irrawaddy sowie zu einer weißen Stupa hinüber, die wir später noch besuchen werden.
Doch zunächst einmal geht es auf dem Weg dorthin zur Hsinbyume Pagode, in der die größte antike und gleichzeitig funktionsfähige Glocke weltweit hängt. Wer möchte, darf sie mit Hilfe eines Holzklöppels zum Klingen bringen.
Nach weiteren zehn Minuten Gehweg stehen wir vor der vorhin bereits von oben gesichteten Stupa der Pahto Daw Gyi Pagode. Sie wurde vom Bruder des Königs, Ba Gyi Daw erbaut, der die Mintara Gyi Pagode errichten ließ, und zwar als Erinnerung und Modell dafür, wie die große Stupa hätte einst aussehen sollen. Es ist empfehlenswert, die Stufen bis zur oberen Aussichtsplattform emporzusteigen, denn von dort aus bietet sich ein sehr schöner Blick zum einen auf den großen Ziegelberg, und zum anderen auf eine im saftigen Grün der umgebenden Bäume etwas versteckte Stupa mit goldenem Dach, die ein prima Fotomotiv abgibt.
Wer dann keine Lust mehr hat in der Wärme zurückzulaufen, kann sich alternativ eines der Ochsenkarren-Taxis nehmen, die auch durch die große Aufschrift "TAXI" weithin als solche erkennbar sind. Den Spaß ist es allemal wert!
Das Dorf Indaung und Flussdelfine im Irrawaddy
Am nächsten Morgen besuchen wir das Dorf Indaung. Darüber gibt es zwei Besonderheiten zu berichten. Zum einen ist es das erste Mal überhaupt, dass unser Schiff hier anlegt.
Dementsprechend neugierig werden wir hier auch beäugt. Kinder und Erwachsene gleichermaßen kamen aus ihren Häusern und Hütten heraus, um uns "Langnasen" besser sehen zu können. Die ersten kleinen Gdschenke, wie Bleistifte, Kugelschreiber oder Luftballons wechselten ihre Besitzer. Ob jemand auch noch Süßigkeiten mitbringt, ist jedem selbst überlassen. Fest steht, dass sich die Kinder auch über winzige Kleinigkeiten freuen und dafür dankbar sind. Gebettelt wird daher im ganzen Land so gut wie nie, schon gar nicht in den Dörfern.
Die zweite Besonderheit ist die, dass dieses Dorf einen sehr berühmten Sohn hervorgebracht hat: Er ist Mönch, steht in der Rangfolge der buddhistischen Kirchenoberhäupter an dritter Stelle seiner Glaubensrichtung und hat großen Einfluss auf das tägliche Leben aller Buddhisten. Diesen nutzt er zu vielen wohltätigen Projekten, die unter anderem auch seinem Dorf zu Gute kommen. So hat er hier erst kürzlich ein Krankenhaus und daneben noch eine Betschule für Mönche errichten lassen. Überraschend ist auch die Tatsache, dass einem beim Bummel durch das Dorf überall hängende Körbe mit einem Schild darunter auffallen. In diesen Körben wird Plastikmüll gesammelt, statt achtlos in der Gegend entsorgt zu werden. Ein beispielhaftes Projekt !
Die Grund- und Mittelschule mit über 260 Schülern (bei etwa 2000 Dorfbewohnern insgesamt) wollen wir auch gerne besuchen. Beim Betreten des Geländes sitzen einige Klassen verteilt über den Schulhof , andere in den Räumen des langgestreckten Schulgebäudes. Fast allen ist jedoch gemeinsam, dass es dort richtig lautstark zugeht! Die Schüler lesen gemeinsam laut, ja fast schon schreiend von der Tafel vor und lassen sich dabei offenbar von den anderen lauten Klassen neben ihnen nicht beeindrucken. Die Lehrmethoden in Myanmar unterscheiden sich also sterk von unseren, dennoch ist das Schulsystem sehr erfolgreich, denn die Analphabetenquote liegt bei unter 20% und gehört damit zu den niedrigsten im asiatischen Raum!
Nachdem wir unsere Geschenke für die Kinder dem Schulleiter übergeben haben, machen wir uns auf den Weg zurück zum Schiff. Da noch etwas Zeit bis zur Abfahrt ist, gehen wir am Ufer entlang und sehen Wäscherinnen bei iher Arbeit, badende Familien und ankommende Fährboote, die von vielen Händen schnell be- und entladen werden. Sehr schöne und intensive Eindrücke.
Weiter flussaufwärts gibt es am Nachmittag plötzlich Unruhe an Bord: der Kapitän hat einige Irrawaddy Delfine vor uns ausgemacht! Diese seltene Tierart lässt natürlich alle von uns sofort hellwach werden und am Bug versammeln. Mindestens vier Exemplare davon kreuzen unsere Fahrtrichtung und manche springen sogar aus dem Wasser! Eine Herausforderung für die Fotografen unter uns, doch zweien gelingt jeweils ein schönes Bild vorm Kopf und einer Schwanzflosse. Glück gehabt!
Der Abend hält eine weitere Überraschung für uns bereit! Da einer unserer Gäste heute Geburtstag hat, wird ihm zu Ehren von der Mannschaft alles für ein Abendessen auf einer Sandbank mitten im Fluss vorbereitet. Doch bevor es an Land geht, wird uns noch ein fruchtiger Sundowner Cocktail aus einer großen Wassermelone serviert. Sogar die Sonne scheint sich vom Namen des Cocktails beeinflussen zu lassen und versinkt stimmungsvoll in einen orange-roten Himmel. Nach Sonnenuntergang zeigen Lampen und Kerzen den Weg vom Boot zu einer Stelle im Sand, an der auf schönen Holztischen eine Festtafel für uns bereitet wurde. Sogar ein kleiner Opferplatz wurde etwas abseits davon eingerichtet, um die Geister des Flusses mit einer Mahlzeit aus Früchten und Nüssen gnädig zu stimmen.
Unsere Mahlzeit dagegen wird Gang für Gang vom Schiff herüber an Land gebracht und auch noch heiß serviert. Ein großes Lob an die ganze Crew!
Die Töpferstadt Nwe Nyein
Heute steht ein Besuch der Töpferstadt Nwe Nyein auf dem Programm, doch statt wie geplant nachmittags, wird der Ausflug vormittags stattfinden, da ein Crewmitglied über Nacht krank geworden ist und dringend einen Arzt benötigt.
Wir machen also am Ufer fest und verlassen unter den strengen Augen des Gesetzes, das zunächst erstmal gerne eine Passagierliste hätte und nach deren Aushändigung auch damit verschwindet, unser Schiff. Kaum an Land, kommt auch schon der erste Ochsenwagen beladen mit riesigen Tontöpfen die Straße entlang gefahren. Die Töpfe fassen bis zu 180 Liter und sehen durch eine Glasur in gelber oder grüner Farbe auch noch recht hübsch aus. Ihr weiterer Transport erfolgt dann zuerst per Schiff nach Yangon und weiter in den ganzen asiatischen Raum. Sie sind qualitativ absolut hochwertig, wovon wir uns später in einer Produktionsstätte mit eigenen Augen überzeugen können. Meistens werden sie zur Aufbewahrung von Wasser und Lebensmitteln verwendet. Die Verarbeitung erfolgt ausschließlich manuell, vom Anrühren des Tons, des Drehens auf der Töpferscheibe, des Transports innerhalb der Produktionsstätte, der Bemalung, bis hin zur Verladung auf die LKW. Dies lässt uns alle den wahren Wert eines solchen Gefäßes erkennen und sorgt für Respekt. Am liebsten hätte auch jeder von uns gleich einen mit nach Hause genommen, aber die Packmaße.....
Gegen Mittag erreichen wir den dritten Irrawaddy Durchbruch und unser Boot wendet dort, um anschließend wieder Richtung Süden zu fahren
Die Pagodenstadt Sagaing
Es ist 7:00 Uhr morgens und unsere Fotografen stehen natürlich bereits wieder am Bug um das Anlaufen zum Ort Sagaing zu beobachten und natürlich auch in Bildern festzuhalten. Das Besondere daran: überall auf den umgebenden Hügeln erscheinen plötzlich hunderte goldener Stupas und glänzen im Morgenlicht um die Wette. Eine davon, die Kaung Hmu Daw Pagode auf dem Sagaing Hill wollen wir kurze Zeit später besuchen. Dazu müssen wir erstmal in einen Van einsteigen, der uns auf den höchsten Berg der Umgebung bringt. Wir fahren vorbei an kleinen Läden, in dem Dinge des täglichen Bedarfs verkauft werden, an Kindern, die in ihrer Schuluniform (grüne Longyis und weiße Hemden bzw. Blusen) zur Schule gehen, und an Teesalons, in denen der beliebte Chai, eine Mischung aus Schwarztee und Kondensmilch, ausgeschenkt wird. Später passieren wir auch eine Universität, in der die Lehre Buddhas weitergegeben wird. Dementsprechend sind auf dem weiteren Weg hinauf zur Pagode hinauf unzählig viele Mönche auf ihrem Weg zum oder vom Tempel anzutreffen.
Oben angekommen, bietet sich uns ein wunderbarer Blick über die darunter gelegenen Hügel mit ihren vielen Stupas und natürlich auch auf das Irrawaddy Tal.
Die Kuppel der Stupa wird momentan neu vergoldet, so dass wir auch Arbeiter bei ihrem filigranen Handwerk beobachten können. Sehr hübsche und bisher noch nicht gesehene Longyis werden hier oben übrigens auch verkauft, die sogar unserem Reiseleiter Tun gefallen. Folglich freut sich die Besitzerin eines dieser Stände über ein gutes morgendliches Geschäft, "Lucky Money", wie der erste Verkauf am Tag auch genannt wird, und Glück für viele weitere bringen soll.
Nebendran wird schnell noch etwas für den kleinen Hunger zwischendurch gekauft. Unter anderem auch sogenannte Stachelbeeren, die fertig abgepackt mit einer Würzmischung aus Chili, Pfeffer und Salz angeboten werden. Wozu diese Würzmischung gut sein soll, erfahren wir gleich nach dem Probieren: die Gewürze sollen offensichtlich den extrem sauren Geschmack dieser Frucht überdecken, die so gar nichts mit der uns bekannten Stachelbeere gemein hat. Sauer macht lustig - und so geht es gutgelaunt den Berg wieder hinunter.
Die alte Hauptstadt Ava
Nachdem wir bisher schon einige unterschiedliche Transportmittel auf unserer Reise genutzt hatten, sollten heute zwei weitere hinzukommen. Doch zunächst geht es mit unserem Van zu einem Flusslauf, an dem uns wieder einmal junge Damen zum Kauf einer Kette oder eines anderen Schmuckstücks überzeugen möchten. Diese Verkaufsversuche verlaufen hier in Myanmar allerdings recht sympathisch, denn selbst wenn wir nichts kaufen und mit einem Lächeln ablehnen, wird uns noch ein schöner Tag gewünscht und zum Abschied hinterher gewunken.
Ein Fährboot war zwischenzeitlich angekommen und bringt uns eine kurze Strecke hinüber auf die Insel Ava. Auf dieser angekommen, ist das weitere Beförderungsmittel ein Pferdekarren, was für manche von uns eine kleine körperliche Herausforderung darstellt... alles wird gut
Ava war trotz, oder besser, wegen seiner strategischen Insellage mit einigen Unterbrechungen seit dem 14. Jahrhundert über 400 Jahre lang die Hauptstadt des Königreiches Myanmar und kann daher mit einigen interessanten Bauten aufwarten. Darunter das Maha Aung Mye Bom San, oder auch besser als das Ziegelstein-Kloster bekannt. Auch nicht versäumen sollte man einen Besuch des "Schiefen Turms von Ava" sowie des Bagaya Klosters, das ganz aus Teakholz besteht und auf 267 gigantischen Holzpfählen errichtet wurde, von denen der größte etwa 20 Meter lang ist und mehr als 3 Meter Umfang hat.
Zum Bagaya Kloster noch einen Tipp: Schauen Sie im Hauptgebäude links von der Buddhafigur hinter das Geländer, ob da nicht vielleicht gerade eine Mönchklasse unterrichtet wird. Es ist sehr interessant zu sehen, mit welcher Begeisterung die jungen Mönche aus ihren Büchern vorlesen und vom Abt, der einige Meter entfernt davon scheinbar unbeteiligt auf dem Boden sitzt, bei Fehlern korrigiert werden.
Ich persönlich fand das so faszinierend, dass ich darüber fast die Abfahrt meines Pferdekarrens versäumt hätte. Das also bitte nicht nachmachen!
Barbecue auf einer Sandbank
Der Abend hält ein weiteres Highlight dieser Reise für uns bereit: das Barbecue auf einer Sandbank! Doch zuvor vergnügen sich die Jungs der Schiffscrew mit einem Fußballspiel am Strand. Und wer spielt? Bayern München gegen Borussia Dortmund natürlich, und das auch noch in "original" Trikots in rot und gelb! Dortmund hat übrigens gewonnen, ganz wie im richtigen Leben zwei Tage zuvor in der Bundesliga....
Nach Einbruch der Dunkelheit betreten wir dann das extra für uns vorbereitete Areal. In den Sand gesteckte und kurz zuvor selbstgefertigte Windlichter aus Bananenpflanzen weisen uns den Weg. Ein liegender roter Sonnenschirm aus Wachspapier verleiht unserem Traumstrand eine romantische Atmosphäre. Wir nehmen an unserem eingedeckten Tisch Platz und bekommen als Einstimmung eine Tom Yang Goon Suppe serviert. Wie immer köstlich! Der Rest der Mahlzeit wartet am Buffet auf uns. Leckerer Avocadosalat und eine Auswahl an diversen Fleischsorten inklusive den riesigen King Prawns. Diese lassen wir nach dem Aussuchen auf dem Grill zuzubereiten und werden uns anschließend an den Tisch gebracht.
Über uns der riesige Sternenhimmel, neben uns Windlichter und ein prasselndes Lagerfeuer, vor uns ein lecker zubereitetes Abendessen - und das Ganze auf einer Sandbank mitten im Irrawaddy. .... was will man mehr?
Doch es gibt sogar noch eine Steigerung! Denn kaum sind wir mit dem Essen fertig, werden unsere Stühle in Kreis herum um das Lagerfeuer aufgestellt, die Schiffscrew versammelt sich und unser Reiseleiter stellt sie uns vor. Zum ersten Mal sehen wir sie auch alle auf einem Fleck: Insgesamt 14 Mann Besatzung für uns 10 Passagiere - welch ein Verhältnis! Wir haben sie alle schon mal vorher irgendwo auf dem Schiff getroffen, doch wussten nicht so genau wer normalerweise welche Aufgabe dort hat, denn hier an Bord hilft einer dem anderen. Nun können wir uns endlich auch mal beim Koch bedanken, der uns hinter den Kulissen immer die köstlichsten Mahlzeiten zaubert. Oder bei den beiden Jungs, die unsere Kabinen immer so perfekt sauber und in Ordnung halten. Ein großer Applaus ist ihnen erstmal gewiss.
Dann setzen sie sich alle vor uns in den Sand und es wird gesungen! Mit Gitarre und Trommelbegleitung hören wir ältere, traditionelle, aber auch moderne Lieder aus Myanmar, die mit großer Inbrunst vorgetragen werden. Welch ein Spaß und welch ein Abend! Unvergesslich!
Yandapo und Mount Tantgyi
Heute Vormittag besuchen wir das landwirtschaftlich geprägte Yandapo, das durch die Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen England und dem damaligen Burma im Jahre 1826 bekannt wurde. Von dieser Unterzeichnung zeugt heute noch ein relativ schmuckloses, weißes Denkmal, das wir auf unserem Weg ins Dorf passieren. Darüber hinaus bietet uns dieser Besuch eine schöne Möglichkeit, wieder in ein typisch burmesisches Dorfleben einzutauchen und mit den Bewohnern in Kontakt zu kommen. Yandapo ist aber auch für seine Tongefäße bekannt, deren Herstellung wir uns heute anschauen möchten. Diese Töpfe sind kleiner als die, die in Nwe Nyein gefertigt wurden, dienen aber auch zur Aufbewahrung von Wasser und sind mit Ornamenten dekoriert. Deren Herstellung wird uns erklärt und wir haben Glück, dass gerade ein Stapel mit frisch gebrannten Gefäßen aufgelöst wird, so dass wir sehen, wieviele dabei kaputt gegangen sind - überraschend viele! Doch auch für diese gibt es noch Verwendung, nämlich als Untergrund im Straßenbau.
Nach zwei weiteren netten Begegnungen mit Familien und deren Kindern, treten wir bei knapp 30 Grad unseren Rückweg an und sind froh, dass wir uns auf unser Schiff in den kühlen Schatten zurückziehen können.
Der Nachmittag hält noch eine der bisher schönsten Stupas überhaupt als Programmpunkt für uns bereit : die goldene Pagode auf dem Mount Tantgyi.
Nach einem kurzen Anlandungsmanöver mit Hilfe eines anderen Bootes und einer etwa zwanzigminütigen Fahrt über die mit vielen Schlaglöchern gespickte Straße, erreichen wir den Gipfel des Berges und ahnen bei Ankunft noch nichts von dem Glanz der uns gleich empfangen wird. Denn erst nach dem Besteigen der etwa 50 Stufen bis hinauf zur Pagode bleibt vielen von uns der Mund vor Staunen offen stehen. Diese Pracht hatten wir nicht erwartet und sind tief beeindruckt. Wieder überall Gold, wohin das Auge reicht. Hinzu kommt eine wunderbare Aussicht über die Ebene von Bagan, den wir bis kurz vor Sonnenuntergang genießen.
Nach dem Abendessen gönnen wir uns nochmals einen Blick nach oben zur goldenen Pagode und veranstalten anschließend ein eigenes kleines Lichterfest nur für uns, indem wir viele bunte Windlichter den Irrawaddy hinunter treiben lassen.
Sale, oder auch Sa Ley genannt
Bereits seit dem 12. Jahrhundert hat sich Sale als Satellitenstadt von Bagan einen Namen gemacht und ist heute noch ein religiöses Zentrum, in dem sich mehr als 50 Klöster befinden.
Wir möchten heute eine ganz besondere Buddhastatue besuchen. Diese misst etwa 3 Meter in der Höhe und wurde bereits im Jahr 1888 während der Monsunzeit von den Fluten des Irrawaddy hier an Land gespült. Daran kann man schon erkennen, dass sie natürlich nicht aus Stein hergestellt sein kann, sondern aus einem leichten Material, in diesem Fall Bambus. Da aber auch in Myanmar nicht gerade jeden Tag eine solch große Figur ans Ufer gespült wird, galt sie den Bewohnern gleich als etwas ganz Besonderes. Sie wurde nach ihrem Fund aufwendig restauriert und natürlich auch mit einem Überzug aus Blattgold versehen. Seitdem thront sie im Tempel Shinbin Maha Laba Man Hpaya - welch ein Name - auf einem der oberen Hügel Sales und wacht über die vielen Gläubigen und Mönche dieser Stadt. Im Garten des Tempels gibt es auch noch einige fast lebensgroße Figuren Buddhas und einer Reihe Mönche zu bestaunen, die in einer Prozession dargestellt wurden.Wenn man weiter durch den Ort läuft, fallen einem die vielen herrschaftlichen Häuser im Kolonialstil auf, von denen leider viele dem Verfall preisgegeben sind. Doch es gibt auch positive Ausnahmen: Min, eine ehemalige und vielsprachige (unter anderem auch Deutsch) Reiseleiterin, konnte in den vergangenen Jahren ein paar Ersparnisse zusammentragen und hat diese in ein ehemaliges Handelshaus von 1907 unweit der Anlegestelle gesteckt und dieses liebevoll restauriert. Im Obergeschoss hat sie ein kleines Museum eingerichtet und im Erdgeschoss verkauft sie hochwertige Stoffe und Holzschnitzereien, die ihr zukünftig den Lebensunterhalt sichern sollen. Im schattigen Garten hinter dem Haus kann man prima sitzen, sich ausruhen, ihren Geschichten lauschen - und dabei einen leckeren Papaya-Lime-Juice trinken.
Von dort ist es dann nicht mehr weit bis zum Schiff.
Bagan - ein Mee(h)r an Pagoden
Zur Blütezeit Bagans standen auf dem Areal der Stadt einst über 5.000 Pagoden, von denen allerdings ein Großteil aus Holz oder Bambus erbaut wurde und zwischenzeitlich nicht mehr existiert. Dennoch sind es heute immer noch über 2.200 Exemplare davon, die von der UNESCO registriert sind und die zum Sehen und Staunen einladen.
Die wichtigsten davon dürften sein: die Ananda Pagode, die im Jahr 1091 im Stil der indischen Baukunst errichtet wurde. Sie beherbergt vier, etwa 10 Meter hohe Buddha Figuren, die in alle vier Himmelsrichtungen schauen und von denen noch zwei im Original vorhanden sind.
Achten Sie einmal auf die Gesichter vor allem der beiden Nord- und Süd-Buddhas! Von der Ferne betrachtet scheinen sie uns gütig zuzulächeln, während sich ihr Gesichtsausdruck beim Nähern zunehmend verfinstert und fast schon streng wirkt.
Die Htilominlo Pagode, die aus drei Etagen besteht und ebenfalls vier Buddhas, allerdings sitzende, beherbergt. Besonders hervorzuheben sind hier die feinen Friese und Verzierungen der Außenfassade.
Die Shwesigon Pagode ist die heiligste in Bagan. Daher wird sie auch von den Einheimischen stark frequentiert, die sich vor allem zum monatlichen Vollmond Festival hier versammeln. Ihre Pracht ist beeindruckend und die Anlage dürfte neben der Shwedagon Pagode in Yangon zu den imposantesten Bauwerken des ganzen Landes zählen.
Für mich gehört die Gubyauk Gyi Pagode unbedingt auch zu den sehenswerten! Faszinierend die Jahrhunderte alten Wandmalereien dieses äußerlich so unscheinbaren Tempels, die erst im Schein der extra bereitliegenden Lampen so richtig zur Geltung kommen. Achtung: Fotografieren im Inneren strengstens verboten - und das ist gut so....
Die Liste ließe sich sicherlich noch viel weiter fortsetzen - suchen Sie einfach auch nach Ihrer Lieblingspagode, es gibt definitiv genügend Auswahl!
Zum Sonnenuntergang besteigen Sie am besten eine der vielen Pagoden, bei denen das Besteigen immer noch erlaubt ist, und schauen sich von oben dieses wunderschöne Schauspiel an.
Ballonfahrt über Bagan
Die allerbeste Möglichkeit, einen Überblick über das ganze Ausmaß der tausenden von Pagoden in Bagan zu erhalten, bietet meines Erachtens eine Ballonfahrt über das Tempelfeld.
Es gibt momentan vier Firmen, die mit ihren insgesamt 21 Ballons jeden Morgen zum Sonnenaufgang abheben und dieses Erlebnis anbieten.
Wir haben uns für Oriental Ballooning entschieden, da diese Firma relativ kleine Körbe für nur 12 Ballonfahrer offeriert, und man so wenigstens immer einen guten Blick über die Landschaft hat und sich beim Fotografieren nicht allzu sehr in die Quere kommt. Andere Gesellschaften bieten auch Körbe mit doppelt so viel Insassen an. Allerdings spart man nicht die Hälfte, sondern vielleicht nur 50 Dollar. Das muss jeder selbst entscheiden.
Wieder einmal heißt es 04:30 wecken, um nach einer 20 minütigen Fahrt zum Startplatz und nach einem kleinen Frühstück dort mit Kaffee und Croissants, die obligatorische Sicherheitseinweisung und das Aufblasen der Ballons zu verfolgen und letztendlich in die Luft zu gehen.
Die Morgennebel lichten sich so langsam. Die aufgehende Sonne taucht das Areal in ein wunderbar warmes Licht. Die Pagodenspitzen werfen ganz lange Schatten. Und was dann noch so alles auf der etwa einstündigen Fahrt zu sehen ist, muss am besten selbst erlebt haben. Bilder geben dies nur unzureichend wieder.....
Mount Popa und Taung Kalat
Bereits seit Tagen konnten wir aus der Ferne den etwa 1.500 m in die Höhe ragenden Mount Popa vom Fluss aus erkennen. Heute fahren wir zumindest einmal in seine Richtung, denn wir wollen den Vulkankegel Taung Kalat besuchen. Dieser Berg ist etwa 750 m hoch und erinnert mich zunächst von seiner Form her etwas an den Zuckerhut in Rio, doch der Taung Kalat ist stark bewachsen und auf seinem Gipfel thront, wie könnte es anders sein, eine goldene Pagode. Dort hinauf führen exakt 777 Stufen. Für die Süddeutschen unter uns: das sind 9 Stufen mehr als auf den Ulmer Münster, den höchsten Kirchturm der Welt. Auf jeden Fall eine ganze Menge. Und das Gute daran: man muss den Weg nicht in der heißen Sonne zurücklegen, denn er ist größtenteils überdacht und dadurch schön schattig!
Und was gibt es noch besonderes an diesem Berg? Der Sage nach wohnen an seinem Fuße die sogenannten Nats, Geister in Menschengestalt, die im täglichen Leben der Burmesen eine große Rolle spielen und hoch verehrt werden.
Die wichtigsten 37 Nats-Figuren kann man daher auch im Dorf in einem Tempel besichtigen, der direkt an der Hauptverkehrsstraße liegt. Wie Straßen üblich, sollte man jedoch hier nicht nur auf die Autos aufpassen, sondern besonders auf die unzähligen Affen! Diese leben hier wild und sind fast überall zu finden: Auf Häusern, auf Autodächern, an vielen Fenstergittern, und vor allem mitten unter uns! Das Füttern sollte man allerdings besser den Einheimischen überlassen, denn sonst riskiert man unter Umständen als Klettergerüst missbraucht zu werden - keine schöne Vorstellung.
Wir machen uns also an den Aufstieg und haben es mit einer kleinen Pause in etwa 30 Minuten bis hinauf zur Pagode geschafft. Unterwegs begegnen wir neben Touristen und einigen Mönchen, auch einer Frau, die von zwei Trägern in einem großen Tuch, quasi wie in einer Hängematte, die vielen Stufen hinaufgetragen wird. Offensichtlich ist ihr der Besuch des Tempels so wichtig, dass sie sich eigens dafür diese zwei Träger engagiert hat. Und es sind auffallend viele junge Leute auf den Berg unterwegs.
Oben angekommen erwartet uns ein wunderbarer Ausblick in die üppig grüne Landschaft und natürlich die Pagode mit ihren vielen kleinen Tempelgebäuden.
Eine schöne Beobachtung am Rande: Hier in Myanmar werden einige von uns zum wiederholten Male als beliebtes Fotomotiv entdeckt, in dem wir zuerst von einzelnen Burmesen umstellt und danach zusammen mit immer wechselnden Familienmitgliedern mit deren Handys fotografiert werden. Das ist immer mit ganz viel Lachen und netten Gesten verbunden, und so freuen wir uns über viele herzliche Begegnungen.
Nach dem Abstieg über die wieder 777 Stufen haben wir uns eine Stärkung redlich verdient und fahren mit dem Bus zum Mount Popa Resort. In herrlicher, schattiger Umgebung genießen wir ein leckeres Mittagessen bei einem tollen Ausblick auf den gegenüberliegenden Taung Kalat und die Pagode.
Der Weg zwischen Bagan und Mount Popa beträgt zwar nur etwa 50 km, doch sollte man aufgrund der nicht immer ganz perfekten Straßenverhältnisse mit fast zwei Stunden Fahrt rechnen. Außerdem gibt es unterwegs noch das ein oder andere Interessante zu entdecken.
Erdnuss-Plantagen sind dort ebenso zu finden wie Plantagen aus Zuckerpalmen, aus denen Palmsaft gewonnen wird. Nach einer kurzen Gärzeit wird daraus der Palmwein gewonnen. Sein Geschmack? Gewöhnungsbedürftig. Nach dem Brennvorgang wird daraus wiederum der beliebte Arrak, den es in unterschiedlichen Stärkegraden bis hin zu 70 Vol.% gibt. Schmeckt schon besser... ;-)
Weiterhin kommen wir noch am Markt in Nyaung vorbei, auf dem es fast alles zu kaufen gibt: von Gemüse und getrocknetem Fisch, über Gewürze bis hin zu Opium Gewichten. Daher unbedingt einen Besuch wert!
Heho und der Inle See
Und wieder wartet heute Morgen eine Propeller-Maschine auf uns, die kurz nach dem Einchecken in Richtung Heho abhebt. Von hier aus ist es noch knapp eine Stunde mit dem Bus bis nach Nyaung Shwe, wo wir in drei sogenannte Langschwanzboote umsteigen, die uns letztendlich zu unserem Resort am Inle See bringen. In schneller Fahrt geht es durch die Kanäle der Stadt Richtung Süden. Alle Boote hier werden von einem recht lauten Propeller angetrieben, der an einer langen Stange befestigt ist, quasi wie ein Quirl ins Wasser getaucht wird und dabei richtige Wasserfontänen in die Luft spritzt. Gewöhnungsbedürftig, aber wir bleiben alle trocken.
Der See liegt ansonsten spiegelglatt vor uns, und so werden schöne Bilder vom Ufer und den weißen Wolkenflecken über uns aufs Wasser reflektiert. Unser Fahrer reduziert dann seine Geschwindigkeit, denn vor uns tauchen sie auf: die ersten der berühmten Einbeinruderer.
Diese Technik der Fortbewegung gibt es nur hier am Inle See und dient den Fischern dazu, auf ihren schmalen Kanus immer eine Hand fürs Auslegen der Fischernetze oder Fischreusen frei zu haben, während sie mit der anderen, zusammen mit einem Bein, rudern um weiterzufahren.
Diese Rudertechnik bekommen wir kurz darauf nochmals "live" gezeigt. Als wir nämlich unser Resort fast erreicht haben, steigt nach dem Abstellen des Motors ein junger Mann in Pagenuniform zu uns aufs Boot und bringt uns die letzten hundert Meter mit Einbein-Rudertechnik bis zum Anlegesteg. Ein schöner Service, der auch allen anderen Gästen zugute kommt, denn durch diese leise Art der Fortbewegung bleibt es natürlich wunderbar ruhig auf dem Gelände.
Nach dem Mittagessen erkunden wir dann noch eine außergewöhnliche Lotosweberei.
Lotosweberei
Haben Sie schon mal davon gehört, dass man aus den Fasern der Lotospflanze auch Stoffe weben kann?
Wir nicht, denn auch das ist etwas ganz Besonderes hier am Inle See. Und so machen wir uns auf den Weg...
Aus den langen Stielen der Pflanze werden feinste Fasern gezogen, die zu einer verarbeitungsfähigen Dicke versponnen und anschließend gewebt werden. Wenn man sich diesen aufwendigen Prozess anschaut wird einem klar, dass die daraus hergestellten Kleidungsstücke, wie Schals, Blusen oder Longyis relativ teuer sein müssen. Außerdem wird hier alles in reinster Handarbeit hergestellt. Die Kombination mit Seide beim Webvorgang macht den Preis allerdings etwas erträglicher.
Zwischenzeitlich werden die Stoffe zu führenden Designern in die Schweiz und nach Italien exportiert .
Es war ja schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben....
Bootsfahrt nach Sankar
Wie hat es einer unserer Mitreisenden bereits zu Beginn der Fahrt ausgedrückt: „Den Ausflug habe ich vorher schon im Internet gegoogelt und es ist der schönste, den man am Inle See überhaupt unternehmen kann!“
Dem ist eigentlich kaum etwas hinzuzufügen, aber eine kleine Beschreibung soll es dann doch an dieser Stelle geben.
Unser Trip Richtung Süden beginnt mit einer zweistündigen Bootsfahrt zuerst über die Weite des Sees, später durch immer enger werdende Wasserstraßen und Kanäle hindurch.
Dabei werden wir pro Boot immer von zwei Männern des hier im Norden Myanmars ansässigen Volksstammes der Shan begleitet. Der eine bedient den Außenbord-Motor mit dem langen Propeller, der andere hält vorne im Bug Ausschau nach eventuellen Untiefen und leitet uns auch manchmal quer durch ein Meer aus Wasserpflanzen hindurch in eine andere Fahrrinne, in der der Bewuchs offenbar nicht so stark ist und wir somit besser vorankommen.
Vorbei geht es währenddessen an mehr oder weniger bunten, auf Stelzen gebauten Häusern, an direkt am See stehenden Pagoden, an einfachen Bambushütten der Fischer, an Feldern aus Mais, Raps und sogar Sonnenblumen, und unter abenteuerlichen Brücken hindurch. Zeitweise werden wir von weißen Seereihern begleitet, die über unseren Köpfen hinweg schweben.
Das Ziel unseres Ausflugs sind die Stupas von Sankar. Ein bedeutendes buddhistisches Zentrum der Shan und ein friedvoller, nicht touristischer Ort am Westufer des Sees. Um eine Hauptpagode herum sind hier viele Stupas in Reih und Glied angeordnet und schauen so ganz anders aus als alle, die wir bisher in Myanmar gesehen haben: schlank, schmal, aus weißem, grauen oder braunem Stein gemeißelt, auf einer Plattform von vielleicht 3x3 Metern stehend und etwa 10 - 12 Meter in die Höhe ragend. Hunderte von ihnen. Und die meisten weit über 2.000 Jahre alt. Beeindruckend.
Viele von ihnen sind bereits renoviert, überrascherweise viele von Familien aus Singapur. Diese sind entweder vor Jahren dorthin ausgewandert und unterstützen nun ihre ehemalige Heimat, oder aber reiche Kaufleute wurden in Singapur von fleißigen Mönchen zum Spenden bewegt. Doch warum auch immer, es konnte mit deren Geldern in letzter Zeit viel Kulturgut in Sankar gerettet werden. Als Dank dafür durften sie sich am Fuß der Stupas auf einer Marmortafel verewigen.
Gegenüber, am östlichen Seeufer, stehen ebenfalls noch einige direkt vom Boot aus zugängliche Stupas, allerdings von der Form her etwas voluminöser, überwiegend aus Ziegelstein gebaut und noch nicht renoviert, was diesem Ort einen morbiden Charme verleiht.
Am Strand von Ngapali
Zum Abschluss der Reise verbringen wir noch drei erholsame Tage im schönen Ngapali an der Ostküste Myanmars. Dieser Badeort verfügt über einen kilometerlangen und sehr breiten Sandstrand, der in südlicher Richtung zu einem Fischerdorf führt. Nach einem gemütlichen Strandspaziergang kann man dort das noch recht ursprüngliche Leben der Fischer verfolgen, die morgens und abends mit ihren Booten aufs Meer hinausfahren und ihren Fang nach Rückkehr gleich auf großen Planen entlang der Küste trocknen. Intensive Gerüche inklusive. Aber keine Angst, in den Hotels bekommt man davon nichts mit.
Sehr schön ist auch, dass die Gebäude nicht höher als zwei Stockwerke gebaut werden dürfen und die Palmen somit alles überragen und wunderbaren Schatten spenden. Hinter den Hotels, entlang der Straße, befinden sich neben vielen kleinen Läden auch zahlreiche, einfache Restaurants, die mit ganz frischen und leckeren Fischgerichten aufwarten können. Wir waren im Min Thu, im Family Ngapali und im Enjoy! essen, und können alle drei empfehlen. Einfach ausprobieren, da kann man eigentlich nichts falsch machen!
Wer etwas Abwechslung von der bequemen Liege braucht, unternimmt mit dem Boot einen etwa vierstündigen Ausflug zu einem weiteren Fischerdorf und zur vorgelagerten Insel von Ngapali. Schnorcheln und entspannen am Inselstrand inklusive.
Sehr gute Massagen kann man übrigens auch genießen! Entweder im hoteleigenen SPA oder auch am südlichen Strandabschnitt direkt unter Palmen liegend – für einen Bruchteil der hiesigen Preise.
Und abschließend finde ich noch die wunderschönen Sonnenuntergänge erwähnenswert. Mit einem Cocktail in der Hand, bei einer leichten Brise auf einem bequemen Rattansessel sitzend und aufs Meer hinaus schauend, klingt ein entspannter Tag perfekt aus.