Bereits auf dem Flughafen merkt man, dass die Uhren im Moment etwas anders gehen. Kein Gedränge am Bahnsteig, keine Schlacht um den letzten Sitzplatz im Zug. Auch am Flughafen gibt es keine merkliche Schlangenbildung, das nicht einmal vor dem großen Corona-Testzentrum direkt am Fernbahnhof, Frankfurt-Flughafen. Einzig im Flugzeug überraschend ist, dass man hier doch einen Nebensitzer findet.
In Athen – am ersten Zwischenstopp angekommen – geht es mit dem Taxi oder Bus zum Hotel, dem Treffpunkt der Gruppe. An der Rezeption läuft alles wie sonst auch. Die zusätzlichen 1,5 m in der Warteschlage kommen mir dabei sogar entgegen. Es kommt absolut keiner auf die Idee sich vorzudrängeln. Später wird noch ein ganz anderer Aspekt des Abstandshaltens deutlich. Die Kriminalität in Athen, was den Taschendiebstahl angeht, ist fast vollkommen verschwunden, erklärt uns die Reiseleitung.
Das Frühstück am nächsten Morgen ist dagegen etwas gewöhnungsbedürftig. Büffet ohne Selbst-Bedienung oder per Frühstückspaket aufs Zimmer. Aber nach ein paar Tagen, weiß man schon ganz genau, wie man dirigieren muss um an die richtige Menge und den leckersten Apfel vom Obstkorb heran zu kommen. Hier lernt man das Wort Service neu kennen.
In den engen und auch breiteren Straßen von Athen und später auf den Inseln werden wir als Touristen herzlich aufgenommen. Ausnahmslos in jedem Laden gibt es Sonderangebote und Discounts – ein Paradies für die kleine Shopping-Queen in unseren Herzen. Den Hügel hinauf zur Akropolis stellt sich uns die Frage, sind wir hier richtig? Vor der wohl beliebtesten Sehenswürdigkeit Athens sind keine wartenden Menschenmassen weit und breit. Tatsächlich wir können gerade durchlaufen – und Fotos ohne störende Mitbesucher schießen.
Mit der Fähre geht’s früh los nach Milos. Sehr angenehm muss auch hier erwähnt werden, dass jeder der 23 Personen starken Gruppe eine eigene Sitzreihe belegen kann um ein bisschen Schlaf nach dem frühen Aufstehen nachzuholen. Die Maske ist – ähnlich wie im Flieger – am Ende tatsächlich kein großer Störfaktor. Der Kontrolleur weist, entgegen aller Erwartung, in der Regelumsetzung eine mehr deutsche als griechische Gründlichkeit auf.
Auf Milos hat die Gruppe ein ganzes Hotel für sich alleine – keine anderen Gäste bei der Pool-Party am ersten Abend. Ja, die Inseln scheinen ganz für uns bei Fuß zu stehen. Auf dem Tagesausflug mit dem Katamaran wird unsere Gruppe geteilt. Nicht ein Katamaran, wie geplant, nein zwei Katamarane bekommen wir sogar, denn die maximale Personenanzahl wird auf dem Wasser derzeit grundsätzlich halbiert und das bedeutet Platz. Platz auf den Sitzen für mich, meine Tasche und meine Füße. Ich bin nicht sicher, ob uns die Reisebranche wirklich an so viel Platz und Luxus gewöhnen wollte. Aber Fakt ist, sie hat es getan!
Die Kykladen-Inseln Naxos und Paros sowie Antiparos besuchen wir, ebenfalls wie Milos, für ein paar Tage per Fähre. Auf Naxos geht’s zum Wandern in die Berge. Eine wunderschöne Insel mit so einigen versteckten Überbleibseln der Antike. Ebenso auf Paros kann man in den alten Marmorsteinbrüchen so einiges entdecken. Wirklich überraschend jedoch war Antiparos dem Ersatz für den Corona-bedingten Ausfall von eines Besuchs von Mykonos und Delos. Hier, auf einem ehemaligen kleinen Ausläufer der Insel zur Zeit der Antike, befindet sich die relativ junge archäologische Ausgrabungsstätte einer antiken Stadt, welche den Funden auf Delos gleich kommen könnte. Die kürzlich ans Licht gebrachte Zisterne, der derzeit im Wiederaufbau befindliche Tempel sowie die Stadt selbst inklusive fast moderner Kanalisation zeigen, was die alten Griechen vor zweieinhalb Jahrtausenden schon konnten. Dank Corona, sind wir eine der ersten Gruppen, die sich dies anschauen durften.
Das Wetter auf den Kykladen will gut kalkuliert sein. Je nach Windrichtung sind angenehmes Wanderwetter auf der einen, oder Strandwetter auf der anderen Inselseite zu erwarten. In jedem Fall aber kommen Wind- und Kite-Surfer auf ihre Kosten.
Von einer Insel zur anderen vergehen zwei Wochen wie im Flug und es wird Zeit über Athen den Heimweg anzutreten. Zurück in Deutschland holt einen dann bald die Bürokratie und das Corona-Testcenter ein. Wer am nächsten Tag mit gutem Gewissen wieder ins Büro möchte, lässt sich freiwillig testen. Am Frankfurter Flughafen geht das tagsüber absolut problemlos. Die Wartezeiten sind in der Regel mit 15 bis 45 Minuten absolut erträglich. Die Kosten im Verhältnis zum gesamten Reisepreis auch.
Heute, eine Woche nach dem Rückflug, ist auch eines klar: Keiner ist zwar vor dem Corona-Virus sicher, aber die Hygieneregeln innerhalb einer Gruppe funktionieren. Jeder hat es selbst in der Hand.
Insgesamt war dieser Urlaub einer der stressfreiesten Urlaube überhaupt für mich. Wer seinen Freiraum schätzt und gerne ohne Menschenmassen um sich herum unterwegs ist, für den ist jetzt Reisezeit.